Energiewende: An Ideen fehlt es nicht
Gebäudetechnik-Kongress, 21. September 2023, Trafo Baden
Der Gebäudetechnik-Kongress 2023 stand ganz im Zeichen der Adaption & Transformation. In Zeiten der Klimaveränderung und anspruchsvoller Klimaziele ist gerade die Gebäudebranche gefordert, sich den veränderten Bedingungen und Herausforderungen zu stellen und neue Lösungen zu präsentieren – und an diesen mangelte es an diesem informativen Tag im Trafo Baden definitiv nicht.
Den Auftakt machte Matthias Kägi vom BFE. Er erläuterte, wie es um die Energiestrategie 2050 steht. Der Tenor war eindeutig: Das komplette Energiesystem muss weg von fossiler Energie. Wie dies aussehen könnte, präsentierte er anhand eines «Zielbildes», das eine klimaneutrale Schweiz 2050 darstellte. Die wichtigsten Faktoren: ein grosser Ausbau an PV-Anlagen, eine immense Steigerung an Wärmepumpen von heute 300’000 auf 1,5 Millionen, gut gedämmte Gebäude, Ausbau der Wärmenetze und eine Transformation der PKW-Flotte zu E-Autos. Doch ist diese Zielsetzung überhaupt realistisch? Kägi beschwichtigt: Mit den heute bekannten Technologien ist dies möglich, der Handlungsdruck auf allen Seiten sei jedoch sehr hoch – und für gewisse Bereiche, allen voran die Landwirtschaft und die Baubranche, sei es besonders herausfordernd.
David da Silva, TBF + Partner AG, gab ein praktisches Beispiel einer Energieoptimierung: wie anhand einer Fernwärme-Speicherung die Nutzung dieser auch in den Sommermonaten sichergestellt werden kann. Dabei soll 90°C heisses Wasser in die Sandstein-Schichten, die sich 200 bis 500 m unter der Energiezentrale Forsthaus in Bern befinden, gepumpt werden und so das Tiefengestein erhitzen. In den Wintermonaten könnte diese Energie dann wieder zurückgewonnen und ins Fernwärmenetz gespiesen werden.
Praxisnah, aber doch eher noch im Forschungsstadium, berichtete Roger Buser von der HSLU über die Möglichkeiten des bidirektionalen Ladens von E-Autos. Dies würde es künftig ermöglichen, riesige Energiemengen kurzzeitig anzuzapfen. Im Kleinen können sich hier Vorteile für das Eigenheim bis hin zur Netzstabilisierung von Energieversorgungsunternehmen im grösseren Rahmen ergeben.
Ein besonderes Highlight des Tages gab Roland Regli der Cham Group zum Besten. Er präsentierte spannende Einblicke in das Papieri-Areal in Cham und wie dieses die Transformation zum CO2-neutralen, digitalisierten Energiecluster umgesetzt hat. Hierzu einige Zahlen: 1000 Wohnungen und 1000 Arbeitsplätze sind entstanden, 75% Energieautarkie dank PV, Geothermie und eigenem, kleinen Flusskraftwerk sowie eine Vernetzung der gesamten Infrastruktur auf 11 ha.
Ob Theorie oder Praxis, Information oder neuste Technologien, am Gebäudetechnik-Kongress wurde viel Wissen vermittelt. Wissen, welches dringend benötigt wird, spielt die Gebäudebranche beim Erreichen der gesetzten Klimaziele doch eine entscheidende Rolle. Die Ideen und Projekte, um diese Ziele zumindest im Bereich der Gebäudebranche zu erreichen, sind jedenfalls vorhanden.
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