Meinung Electrosuisse , Erneuerbare Energien , Integration ins Netz

Eine gelungene Energiezukunft

Wir müssen jetzt stärker handeln

17.12.2018

Es gibt fast nichts, was nicht schon über die Energiezukunft gesagt wurde. Und trotzdem ist nicht völlig klar, wie die Zukunft genau aussehen wird. Ein paar Dinge scheinen unumstritten: Die Nutzung fossiler Energieträger muss so schnell und so umfangreich wie nur irgendwie denkbar reduziert werden, der Elektrizität kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Speicherung und Sektorkopplung – die enge Verbindung zwischen Elektrizität, Wärme und Verkehr – scheinen unabdingbar, um die fluktuierenden Erneuerbaren zu integrieren. Über anderes wie die Nuklearenergie wird teilweise noch gestritten, auch wenn die Zeichen der Zeit auch hier schon unübersehbar auf Wechsel stehen. Und an Ideen, die die Energiefrage in Zukunft für immer lösen, mangelt es auch nicht: Geothermie, Fusionskraftwerke…

Die Frage, wie das beste Szenario für die Energiezukunft aussieht, ist höchst komplex und schwer vermittelbar. Eine der Schwierigkeiten liegt darin, dass Investitionen ins Energiesystem für Jahrzehnte getätigt werden, die technische und preisliche Entwicklung der Erneuerbaren aber bereits in 5-Jahresfrist überholt ist, und die Digitalisierung des Energiesystems fast im Jahrestakt Neuerungen hervorbringt. Plakativ gesprochen ist das so, wie wenn wir uns nach der Ausbildung das Smartphone für den Ruhestand aussuchen müssten. Und es ist nicht zu erwarten, dass sich künftig daran etwas ändern wird. Mit diesem Dilemma werden wir fortan leben, dürfen es aber nicht als Anlass betrachten, das Handeln auf später zu verschieben. 15% jährlicher Zuwachs in installierter PV-Leistung, weniger als 1% Elektroautos bei Neukäufen und 20% Anteil an Gebäuden mit Wärmepumpe und Warmwasserreservoirs sind zwar ein Anfang, aber damit werden wir die Ziele für 2035 nicht erreichen. Also müssen wir jetzt alle stärker handeln: sowohl politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger als auch Privatpersonen. Bei der nächsten Anschaffung, der nächsten Reise, der nächsten Abstimmung … bei jeder Gelegenheit im Kleinen wie im Grossen. Damit wir in Zukunft auf eine gelungene Energiegegenwart blicken können.

 

Autor
Christian Franck

ist Professor für Hoch­span­nungs­technik an der ETH Zürich und Electro­suisse-Vorstands­mitglied.

  • ETH Zürich
    8092 Zürich

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