Verband VSE

Eine anspruchsvolle Planung

Der VSE-Zertifikatslehrgang «Projektleiter/-in Verteilnetze» vermittelt eine systematische Vorgehensweise.

03.02.2017

Ab April 2017 führt der VSE zusammen mit dem Zentrum für berufliche Weiterbildung (ZBW) in St. Gallen zum siebten Mal den Zertifikatslehrgang «Projektleiter/-in Verteilnetze» durch. Die hohe Teilnehmerzahl in den bisherigen Lehrgängen bestätigt die grosse Relevanz dieses Themas für die Branche.

Die Planung von elektrischen Verteilnetzen ist eine spannende, aber auch anspruchsvolle Aufgabe. Aufgrund neuer elektrischer Verteilstrukturen und dem stetig wachsenden Anteil dezentraler Energieerzeuger, welche die elektrische Energie vorwiegend in das Niederspannungsnetz einspeisen, steigen auch die Anforderungen an die Netzplanung.

Der Parallelbetrieb von dezentralen, fluktuierenden Elektrizitätserzeugungsanlagen zum öffentlichen Verteilnetz darf nicht dazu führen, dass sich der Betrieb dieser Anlagen negativ auf den Netzbetrieb, die Versorgungssicherheit oder auf andere Netznutzer auswirkt. Die entsprechenden Normen und Richtlinien müssen selbstverständlich auch zukünftig eingehalten werden können. Für die Energieversorgungsunternehmen (EVU) stehen dabei insbesondere folgende Punkte im Fokus:

  • Netzrückwirkungen (schnelle Spannungsänderungen, Spannungserhöhungen, Oberschwingungen)
  • Lastflussrichtungsänderungen
  • Belastbarkeit der Betriebsmittel
  • Netzabschaltungen im Störfall
  • Betriebliche Netzumschaltungen

Hinzu kommt, dass die Netze aufgrund des erhöhten Kostendrucks möglichst bis zu ihrer Leistungsgrenze betrieben werden müssen. Um auch in Zukunft eine nachhaltige, sichere, effiziente und wirtschaftliche elektrische Energieversorgung gewährleisten zu können, ist darum eine systematische und weitsichtige Netzplanung von entscheidender Bedeutung.

Der Zertifikatslehrgang «Projektleiter/-in Verteilnetze» trägt diesen Herausforderungen Rechnung und passt sich inhaltlich laufend aktuellen Entwicklungen an. Im Lehrgang 2017 wird zum Beispiel in Fallstudien vermehrt mit Netzberechnungsprogrammen gearbeitet. Die Kursteilnehmer lernen dabei, mit Netzsimulationen Verteilnetze zu dimensionieren und zu optimieren. Sie sollen dabei zum Beispiel die Problematik von Spannungsanhebungen in Schwachlastzeiten durch dezentrale Energieerzeuger erkennen lernen und wie entsprechende Lösungen aufgezeigt und bewertet werden können.

Feedback
«Zusammenhänge besser verstehen»
«Der Lehrgang war für mich anspruchsvoll, aber sehr lehrreich. Er hat mir eindrücklich die Zusammenhänge von Kurzschlussleistung, Netz­impedanz und Spannungshaltung aufgezeigt. Vieles war für mich neu. Die durchgeführten Berechnungen haben mir manchmal schon ein bisschen ‹Kopfschmerzen› verursacht. Es hat sich aber auf der ganzen Linie gelohnt. Dank dem Kurs konnte ich mich beruflich verbessern und bin heute als Projekt- und Bauleiter in einem innovativen Unternehmen tätig.»
Stefan Wipf, Kursteilnehmer

Analysieren, berechnen und optimieren

Der Lehrgang besteht aus zwei Modulen. Im ersten Modul stehen elektrotechnische Grundlagen im Zusammenhang mit Versorgungsnetzen (Aufbau und Betrieb von Verteilnetzen, Instandhaltung, Sicherheitsaspekte, Planungsgrundlagen) im Vordergrund.

Das Schwergewicht im zweiten Modul liegt bei der Analyse, der Berechnung, der Optimierung und der Projektierung von Verteilnetzen. Dabei werden die Teilnehmenden sowohl mit der Berechnung von Spannungsänderungen, Lastflüssen und Kurzschlüssen als auch von Netzrückwirkungen vertraut gemacht. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Schutztechnik. Die Teilnehmenden sind nach dem Lehrgang in der Lage, selbstständig Netzkonzepte zu erstellen. Der Lehrgang richtet sich an (angehende) Projektleiter im Netz- und Anlagenbau, an EW-Betriebsleiter, Personen in leitender technischer Funktion sowie auch an Branchenquereinsteiger.

Ein fakultatives drittes Modul widmet sich einerseits vertieft der Problematik dezentraler Einspeisung und anderseits dem Stromnetz der Zukunft (Smart Grids).

Vor Beginn des ersten Moduls findet jeweils ein fakultativer Einführungstag statt. Dabei wird nicht nur das Wissen der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer um Elektrotechnik wieder etwas aufgefrischt, sondern auch die Möglichkeiten der Bedienung des technischen Taschenrechners.

Lehrgang 2017
Auffrischungstag (optional): 24. April
Modul 1: «Grundlagen Stromversorgungsnetze»: 25./26.April; 8./9. Mai
Modul 2: «Berechnung und Projektierung von Stromversorgungsnetzen»: 15./16. sowie 22./23. Mai; 12./13. Juni
Modul 3 (optional): «Integration von dezentralen Energieerzeugungsanlagen in örtliche Versorgungsnetze»: 19./20. Juni
Abschlusstest für Modul 1 und 2: 26. Juni
Kursort ist St. Gallen. Die Module können einzeln besucht werden. Das VSE-Zertifikat «Projektleiter/-in Verteilnetze» erhält, wer den Abschlusstest der Module 1 und 2 besteht.
Fragen zum Lehrgang können direkt an den Kursleiter Martin Häni gerichtet werden (Tel. 071 313 40 93; mhaeni@zbw.ch).

Autor
Martin Häni

ist Lehrgangsleiter und Dozent an der Technikerschule HF (ZBW) in St. Gallen. Daneben ist er als Berater von Elektrizitätsunternehmen tätig.

  • ZBW, 9015 St. Gallen

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