Interview Energiespeicher

«Ein Speicher für das Netz»

Netzdienlicher Speicher

29.04.2021

Die Arbon Energie AG hat vor Kurzem den grössten Indoor-Batteriespeicher der Schweiz in Betrieb genommen – gemeinsam mit CKW, SN Energie AG und Egrid. Die Anlage gleicht Schwankungen im Stromnetz aus und soll damit einen wertvollen Beitrag zur Netzstabilität leisten. Timofej Kasakow von CKW erläutert, warum das Projekt wegweisend ist.

Bulletin: Timofej Kasakow, was hebt den Indoor-Batteriespeicher von Arbon Energie AG von anderen Batteriespeichern ab?

Timofej Kasakow: Im Gegensatz zu anderen Batteriespeichern, die man vor allem aus dem Bereich PV-Zwischenspeicherung für Haushalte und Kleingewerbe kennt, ist der Batteriespeicher von Arbon Energie ein reiner netzdienlicher Speicher. Er dient den Verteilnetzbetreibern mit mehreren Anwendungen, die auf dem Batteriespeicher möglich sind. Die wichtigste ist das Peak Shaving oder Lastspitzen-Kappung. Damit kann der Verteilnetzbetreiber seine Lastspitzen gegen den Vorlieger reduzieren und Kosten für seine Endkunden im Netztarif sparen. Weitere Einsatzmöglichkeiten sind Regelenergievermarktung oder Fre­quenz­stabilisierung.

Können private Batteriespeicher nicht netzdienlich gemacht werden?

Es ist möglich, private Batteriespeicher netzdienlich zu machen. Technisch braucht man dazu eine intelligente Ansteuerung. In Deutschland wurden entsprechende Projekte bereits umgesetzt. Dabei werden Hunderte solcher Speicher gemeinsam eingesetzt. Nur so kann man auch einen effektiven Beitrag an die Netzdienlichkeit leisten. Solche Anwendungen bedürfen aber entsprechender Tarifgestaltung, damit dem Batteriebesitzer keine Unkosten entstehen. Im besten Fall steht unter dem Strich eine Null, noch besser gibt es sogar einen Ertrag – dann wird es attraktiv.

Was waren die grössten Herausforderungen bei dieser «Superbatterie»?

Man muss unterscheiden zwischen den Herausforderungen von CKW in diesem Fall und den Herausforderungen des Anlagenbetreibers Arbon Energie. Für CKW ist die Bewirtschaftung eines Batteriespeichers zur Lastspitzenkappung und zur Erbringung von Regelleistung an Swissgrid ein Standardprodukt. Die grösste Herausforderung lag in diesem Projekt also bei Arbon Energie, weil Projekte mit neuen Technologien für EVUs nicht alltäglich sind. Die beiden Partner müssen eng miteinander zusammenarbeiten, um die Schnittstellen sauber zu definieren, damit das Projekt erfolgreich wird. Das hat bei Arbon Energie sehr gut funktioniert.

Wie sieht die Zukunft für Batterien und deren Einsatz im Stromnetz aus?

Es gibt zwei Themen: Einerseits die klassische Zwischenspeicherung von Solarenergie. Sie wird sich in Zukunft etablieren, weil die Batteriespeicher günstiger werden – auch dank dem Ausbau der Elektromobilität. Andererseits hängt der Einsatz von netzdienlichen respektive netzgebundenen Speichern stark von der Regulierung ab. Wir haben aktuell die Diskussion, dass netzgebundene Speicher eventuell netz­entgeltpflichtig werden sollen. Das würde den Ausbau solcher Speicherprojekte eher bremsen, weil deren Wirtschaftlichkeit erst viel später erreicht würde. Die anderen Einsätze im Sinne von Batterienutzung im Quartier werden verstärkt kommen, wenn die Regulierung virtuelle ZEVs zulässt, so dass man nicht einen einzigen Anschluss braucht, sondern dass man sich auf Teilen von Netzen zu virtuellen ZEVs zusammenschliessen kann.

Die meisten Batterien fahren auf den Strassen herum. Wie können diese dem Stromnetz dienlich werden?

Ich begrüsse die Idee, die mobilen Batterien zwischen den Fahrten netzdienlich einzusetzen. Mit der Zunahme der Elektromobilität wird in absehbarer Zeit ein genügend grosses Volumen an E-Fahrzeugen vorhanden sein, damit diese einen wesentlichen Beitrag zur Netzstabilität leisten können.

Das sagt das EVU

«Lokal dient der Grossspeicher der Spannungshaltung und Netzstabilität», sagt Silvan Kieber, Geschäftsführer der Arbon Energie AG. «Die installierte Kapazität und Leistung bringen Vorteile bei der Spitzenlastkappung sowie der Vermarktung von Systemdienstleistungen. Das heisst, die Grossbatterie hilft auch mit, im übergeordneten Übertragungsnetz von Swissgrid Primär- und Regelenergie zu liefern.»

Autor
Sandro Pfammatter

war von September 2015 bis Oktober 2021 Mediensprecher des VSE.

  • VSE, 5000 Aarau

Zur Person

Timofej Kasakow ist Leiter Origination bei CKW.

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