Effizient sein müssen auch die Spielregeln
Energieeffizienz und Regulierung
Energie effizienter nutzen – dieses Ziel hat sich die Schweiz unter anderem mit der Annahme der Energiestrategie auf die Fahne geschrieben. Geräte, Motorfahrzeuge und Gebäude sollen sparsamer werden, die CO2-Emissionen müssen sinken. Aus technischer Sicht ist der Fall klar: Wo immer fossile Anwendungen durch elektrische Anwendungen ersetzt werden, verpufft weniger Energie als ungenutzte Wärme in die Atmosphäre. Elektromotoren sind effizienter als Verbrenner. Und wer seine alte Ölheizung durch eine moderne Wärmepumpe ersetzt, verkleinert seinen CO2-Fussabdruck scheinbar beachtlich. Allerdings nützt diese Massnahme im Endeffekt gar nichts, wenn das Gebäude schlecht isoliert ist. Wer beim Thema Energieeffizienz nicht das ganze Bild vor Augen hält, muss ergo mit einer kalten Dusche rechnen.
Und dieses Bild wird zunehmend komplexer, denn Trends, wie die Sektorkopplung verschieben unsere Systemgrenzen: Wir können nicht länger nur die Stromperspektive pflegen, es braucht eine Gesamtenergie-Sicht. Überschüssiger Strom kann zu Gas werden, gespeichertes Gas wird irgendwann wieder verstromt oder dient zum Heizen usw. Die technischen Möglichkeiten sind breit gefächert, einst unwirtschaftliche Ansätze werden plötzlich interessant, digitale Technologien ermöglichen systemübergreifende Anwendungen in zunehmend dezentralen Strukturen.
Doch für diese anspruchsvolle, vernetzte und digital geregelte Energiewelt braucht es Regeln. Eine angepasste und effiziente Regulierung berücksichtigt neue Systemgrenzen, regelt nur die Grundsätze, vermeidet Mikroregulierung – und lässt damit der Subsidiarität Raum. Aktuell behindern regulatorische Hürden den Trend zur Kopplung der Sektoren noch. Letztere werden isoliert betrachtet, statt als interdependentes Gesamtsystem. Konkret fehlt es an einheitlichen Netzzugangsregelungen, Regeln zum Umgang mit Flexibilitäten sowie an einem nachhaltigen und integrierten Tarifsystem. Politik und Branche stehen zusammen in der Pflicht, die Regulierung den Bedürfnissen der ES2050 und der Dekarbonisierung anzupassen und effizient auszugestalten. Denn die konvergente Energiewelt ist eine Symphonie der Systeme, kein Pulk aus Solokonzerten.
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