Wie werden Antriebe energieeffizienter und nachhaltiger?
EEMODS, 3.–5. September 2024, Horw
An der Konferenz für energieeffiziente Antriebssysteme wurden neue Wege zur Erhöhung der Energieeffizienz von Elektromotoren vorgestellt. Die internationale Konferenz findet alle zwei Jahre statt und wurde dieses Mal gemeinsam von der BFH und der HSLU in Horw organisiert. Das Themenspektrum war gross und beschränkte sich nicht nur auf bessere Motoren, sondern umfasste auch die Möglichkeiten der Digitalisierung und die Auswirkungen von Effizienzsteigerungen auf Energiesysteme.
Beispielsweise lag der Fokus des zweiten Tags auf dem sonst selten diskutierten Thema Kreislaufwirtschaft. Daniel Eberli von ABB fragte: «Was bedeutet die Zirkularität wirklich?» Und versuchte gleich selbst, mit dem ABB-Framework eine Antwort darauf zu geben. Dieses besteht aus vier Elementen: Kreislauf-Design und Beschaffung, ressourceneffizienter Betrieb, optimierte Anwendungsphase (die den grössten Beitrag bei CO2-Einsparungen leistet) sowie die verantwortungsvolle Ausserbetriebnahme. Transparenz soll hier mit Umwelt-Produktdeklarationen, environmental product declarations, geschaffen werden, die es Kunden ermöglichen, Produkte miteinander vergleichen zu können. Von einer einheitlichen, herstellerunabhängigen Deklaration ist man aber noch weit entfernt.
Cedric Bardenhagen von Siemens knüpfte hier an und erläuterte die Transformation vom sequenziellen Modell (take, make, waste) zum Kreislauf-Modell. Dazu gehört die möglichst lange Nutzung von Komponenten. Wenn eine Reparatur nicht mehr möglich ist, sollten die Materialien wieder zurückgewonnen werden. Dies erfordert ein Design, das ein einfaches Trennen der Bestandteile ermöglicht. Auf viele Fragen gibt es dabei noch keine Antworten. Was macht man beispielsweise mit Materialien, die in neuen Produkten nicht mehr verwendet werden dürfen?
An der Konferenz widersprach Fernando Nuño der gängigen Ansicht, dass die Energieeffizienz weniger Sinn macht, wenn die Energie erneuerbar ist: Eine grössere Produktion erneuerbarer Energien ist mit einem Materialaufwand verbunden, der nicht beliebig gesteigert werden kann. Zudem ist die heutige Energiebereitstellung nicht komplett dekarbonisiert – ein sparsamer Umgang mit Energie ist also sinnvoll. Er fuhr mit der Folgefrage fort: «Wo sollten Materialien am besten verwendet werden, in effizienteren Geräten oder in einer effizienteren Stromerzeugung? Je tiefer die Energieeffizienz, desto mehr muss in die Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung investiert werden. Die EU policy spricht da Klartext: Jede eingesparte kWh zählt, auch weil sie Rohstoffe spart.
Die Konferenz inspirierte mit praxisnahen Überlegungen zu einer Sichtweise, die die Zusammenhänge von Energie und Materialien in Energiesystemen berücksichtigt. Dass dabei die Energieeffizienz bei Elektromotoren immer noch relevant ist, machte eine Studie des Fraunhofer ICT klar, die das gesamte Einsparpotenzial in der EU auf 121,5 TWh jährlich schätzt – also rund 9% des jährlichen Stromverbrauchs. Am Handlungsbedarf mangelt es also noch nicht.
Kommentare