Digitalisierung – wirklich etwas Neues?
Die Schweizer Energieversorgungsunternehmen sind im Umbruch. Mit innovativen und gesamtheitlichen Lösungsansätzen soll entlang der gesamten Energie-Wertschöpfungskette ein Paradigmenwechsel vollzogen werden. Die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologien nimmt dabei rasant zu. Von der Entwicklung neuer Dienstleistungen über die Optimierung der Kundeninteraktion bis hin zu automatisierten Geschäftsprozessen steht die ICT zunehmend im Zentrum. Die Transformation ist primär digitaler Natur – die Energiebranche befindet sich mitten in der Digitalisierung.
Doch ist die Digitalisierung wirklich etwas Neues? Prozessautomatisierungen und Systemintegrationen als Grundlage interner Optimierungen und Effizienzsteigerungen sind bei den EVU seit Jahren im Gange. Die diesbezügliche Bedeutung der ICT war stets unbestritten. Der Einsatz digitaler Technologien, Methoden und Ansätze wie Big Data, Cloud Computing oder agile Techniken soll die Prozesse noch effizienter und integrativer unterstützen, stellt aber noch keine digitale Disruption dar.
Lag der Fokus jedoch bis anhin auf der Automation repetitiver Tätigkeiten, so wird die Automation der Wissensarbeit die Zukunft prägen. Mit digitalen Technologien werden strategische Entscheidungsfindungen, integrative Abläufe sowie marktbezogene Interaktionen unterstützt und optimiert. Dadurch lassen sich Wertschöpfungsinnovationen erzielen, die die bisherigen Geschäftsmodelle bedrängen oder gar ablösen. Beispiele sich fundamental ändernder Wertschöpfungsstrukturen sind aus anderen Branchen bestens bekannt, etwa aus der Reisebranche oder dem Personentransport. Auch im Energiebereich sind neue, plattformbasierte Ansätze denkbar, welche die klassische Energieversorgungsstruktur zunehmend disruptiv beeinflussen. Erste Stossrichtungen sind im Prosumerbereich mit dem Einsatz digital gesteuerter, dezentraler Versorgungsmechanismen bereits erkennbar. Es ist schwierig vorauszusehen, wohin die Reise letztlich führt. Entscheidend für die EVU ist, die Trends und vor allem das Prosumerverhalten rechtzeitig zu antizipieren und nach Möglichkeit mitzugestalten.
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