Digitalisierung vermessen
Was verstehen Sie unter Digitalisierung? Und wo befinden Sie sich in diesem Prozess? Dies sind für jede Strategiefindung zentrale Fragen. Die Plattform digital.swiss will eine Antwort darauf geben. Mit Hilfe von Messgrössen wurde per Ende Juni 2017 zum zweiten Mal der nationale Stand der Digitalisierung in 15 Themenfeldern erfasst. Der VSE führt mit einem Team von Experten von Energieversorgern, Herstellern und Hochschulen das Themenfeld Energie. Das Ergebnis zusammengefasst: Der Stand der Zielerreichung der Digitalisierung in der Schweiz ist im letzten Jahr von 43 % auf 45 % gestiegen; die Energie bewegt sich im Durchschnitt der Sektoren.
Spannender als die Zahlen sind aber konkrete Aussagen aus den Umfragen. So glauben rund 60 % der Schweizer, dass smarte Technologien wichtig seien, um die Energiewende zu erreichen. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass heute die wenigsten Haushalte ihren Stromverbrauch in Echtzeit selbst einsehen können oder gar eine «Smart Home»-Lösung zur Steuerung von Geräten einsetzen. Warum klaffen das Verständnis für die Notwendigkeit solcher Lösungen und die tatsächliche Anwendung so weit auseinander? Ist der Nutzen für den Kunden noch nicht klar genug erkennbar? Steht die Angst vor einem Datenkraken einer grösseren Verbreitung im Weg – oder sind es die hohen Kosten? Ist einfach der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen? Eine Antwort erhalten wir nur, wenn wir den Kunden konkrete Angebote machen, lernen, wie sie darauf reagieren, um das Angebot gezielt weiterzuentwickeln. So wächst auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir dann zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen digitalen Produkt am Markt sind.
Die Umfrage zeigt auch, dass über 60 % der Befragten die Digitalisierung als Chance sehen. Rund ein Drittel erachtet sie hingegen als Gefahr für Wirtschaft und Gesellschaft und will sogar, dass klassische Dienstleister vor disruptiven Geschäftsmodellen geschützt werden. Artenschutz hilft aber höchstens während einer Übergangszeit – die Digitalisierung wird weder an Landesgrenzen noch vor einzelnen Branchen Halt machen. Risiken im Auge behalten, aber vor allem Chancen ergreifen, um die Bedürfnisse von Kunden zu erfüllen – das muss unser Anspruch sein. Denn eine weitere wichtige Frage rund um die Digitalisierung lautet: «Wie lange haben wir noch Zeit?»
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