Digitalisiertes Bauwesen und die Rolle des Menschen
Gebäudetechnik-Kongress vom 4. Oktober 2018
Das Leitthema des Gebäudetechnik-Kongresses 2018, der am 4. Oktober im KKL durchgeführt wurde, lautete «Digital & Smart». Von ähnlichen Veranstaltungen unterschied sich der Kongress durch den Einbezug der Architektur-Perspektive. Beim Thema Gebäudetechnik erwartet man eher Funktionalitäten und Produkte für intelligente und energieeffiziente Gebäude, aber hier ging es primär um Themen der Bauindustrie und der Frage, wie man von der Digitalisierung in der Planung und dem Bau von Gebäuden profitieren kann.
Im ersten Block standen Forschung und Anwendung im Zentrum. Der Auftakt kam aus dem Silicon Valley: Deepak Aatresh, Geschäftsführer des Start-ups Aditazz, zeigte auf, wie Algorithmen die Produktivität in der Baubranche steigern können. Zurzeit werden Computer eher zum Zeichnen von Liniendiagrammen eingesetzt, obwohl sie viel mehr können. Wenn man die zu bauenden Gebäude zunächst digital baut und simuliert, kann man später viele zeitraubende Probleme vermeiden. Werden die Regeln präzise digitalisiert, ist ein automatisiertes Design möglich, bei dem frühere Erfahrungen berücksichtigt und alte Fehler vermieden werden. Aatresh zeigte die Parallelen auf zwischen BIM und dem Entwickeln von Computer-Chips, das heute ohne Automatisierung nicht möglich wäre. Von den gleichen Steigerungen der Produktivität könnten auch Architekten und Bauingenieure profitieren.
In der zweiten Keynote plädierte der ETH-Architekturprofessor Sacha Menz für einen bewussten Einsatz von Technologien, bei dem auch ein Verzicht Vorteile bringen kann. Er diskutierte auch das Thema Nachhaltigkeit und wies darauf hin, dass heute eine dreieinhalb-Zimmer-Wohnung flächenmässig um die Hälfte grösser ist als vor einem Jahrhundert und von zwei statt vier Personen bewohnt wird. Dieser Rebound-Effekt, der die technologisch erreichten energetischen Einsparungen auffrisst, bereitet ihm Kopfzerbrechen. Sein Plädoyer: «Bevor du wie ein Ingenieur denkst, bedenke, dass du ein Mensch bist.»
Der Forscher Hannes Meyer zeigte auf, welche Rolle Roboter auf der Baustelle künftig spielen können. Anhand eines Holzdachs an der ETH, das 2300 m2 überdeckt und aus 50 000 individuell mit Roboter zugeschnittenen Holzlatten besteht, zeigte er auf, das gewisse Projekte ohne Roboter nicht realisierbar wären. Eine roboterunterstützte Fabrikation ermöglicht sogar organisch anmutende Konstruktionen. Die Digitalisierung erstreckt sich hier von der Planung bis zur Erstellung.
Im zweiten Block ging es um Markt und Innovation. Es wurden Optimierungen im Haushalt durch digitale Dienstleistungen vorgestellt, mit denen beispielsweise Ein-Personen-Haushalte Synergien nutzen können. Die Frage nach den Bedürfnissen der Nutzer steht dabei zunehmend im Mittelpunkt. Immobilienfirmen interessieren sich heute für das Nutzerverhalten und die Daten, die erhoben werden können. Die Ansprüche der Endkunden bekommen nun mit den Möglichkeiten der Digitalisierung einen höheren Stellenwert.
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