Meinung Electrosuisse , Smart Grid

Die Smart Grids kommen, langsam aber sicher

15.12.2016

In der Forschung sind Smart Grids seit mehr als zehn Jahren ein etabliertes Thema. Unzählige Konferenzen werden weltweit organisiert, die Anzahl von veröffentlichten Papers ist fast astronomisch. Aber wie haben sich diese massiven Forschungsaktivitäten auf die Planung und den Betrieb von Stromnetzen ausgewirkt? Haben die Forschungsergebnisse in unseren Netzen schon Spuren hinterlassen? Auf den ersten Blick scheint dies leider nicht der Fall zu sein. Im Grossen und Ganzen geht es weiter wie bisher. Bedeutet dies dann, dass die Forschung vergeblich war und dass man keine der neuen Ansätze und Ideen implementieren wird? Nein, meiner Meinung nach ist diese Schlussfolgerung falsch.

Da Investitionszyklen in der Energieversorgung meist mehrere Jahrzehnte betragen, ist es unrealistisch zu erwarten, dass neue Technologien gleich schnell wie in der IKT-Branche eingeführt werden. Es dauert einfach länger in der Energiebranche. Etwas genauer hingeschaut, gibt es aber viele Anzeichen dafür, dass die Umwandlung in Richtung Smart Grids begonnen hat: Beispielsweise das Pionierprojekt der EKZ mit dem Batteriespeicher in Dietlikon, das überzeugend demonstriert, wie man Speicher einsetzen kann, um verschiedene Aufgaben zu lösen, d.h.Spitzenlastmanagement, Blindleistungsregelung, Inselbetrieb mit Photovoltaik-Anlage und Regelreserve für das Übertragungsnetz.

Es freut mich sehr, dass in diesem Projekt mehrere Studentenprojekte durchgeführt worden sind. Diese neue Batterietechnologie und ihre Möglichkeiten haben das Interesse der Studenten für Energietechnik geweckt. Ein zweites Beispiel ist Tiko, ein Speichernetzwerk entwickelt von Swisscom Energy Solutions. Mit Lastmanagement von Tausenden von Verbrauchern erhält man einen virtuellen Speicher, der Regelleistung anbieten kann. Diese zwei Beispiele zeigen, dass sich Struktur und Betrieb von Netzen kontinuierlich verändern und dass Smart Grids in den kommenden Jahren realisiert werden. Oder, wenn man den Namen «Smart Grid» nicht mag, neue Stromnetze, die für alle Stakeholders effizienter und flexibler sind.

 

Autor
Prof. Dr. Robert Boes

ist Professor für Wasserbau und Direktor der VAW der ETH Zürich.

  • ETH Zürich,
    8092 Zürich

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