Die Nachhaltigkeit hält Einzug im Anlagenbau
Anlagentagung, 19. September 2024, Aarau
Die Anlagentagung vom 19. September 2024 holte weit aus und beleuchtete Nachhaltigkeitsaspekte von Anlagen, die sonst kaum diskutiert werden. Sie stand unter dem Motto «3D: Digitalisierung, Dekarbonisierung und Dezentralisierung».
Den Auftakt machte Michael Koller von Envision Energy mit dem Einsatz von Batteriespeichern in Grossbritannien. Sinkende Batteriepreise, der reduzierte Platzbedarf und die Inselsituation sprechen für einen Einsatz von Grossbatterien, um das Netz bei sinkender Anzahl meist fossil betriebener Kraftwerke zu stabilisieren. Seit 2015 experimentiert National Grid mit neuen Marktmechanismen, verkürzte die Reaktionszeiten und startete 2020 einen Rollout neuer Produkte für Systemdienstleistungen. Der dort geforderte Einsekundentakt ist für Batteriespeicher kein Problem und kann für wertvolle Trägheit im Netz sorgen.
Diverse Facetten der Digitalisierung wurden anschliessend vorgestellt. Manuel Suter vom Bundesamt für Cybersicherheit BACS präsentierte die nationale Cyberstrategie, bei der es um Selbstbefähigung geht: Massnahmen sollen flächendeckend zur Stärkung der Cyberresilienz beitragen. Weitere Vorträge zeigten auf, welche Dienste das IoT bei Anlagen leisten kann, weshalb Rechenzentren für EVUs eine Herausforderung darstellen und wie es die IT beim Life Cycle Management ermöglicht, eine Übersicht über Infrastrukturen zu gewinnen.
Chemisch-juristisch wurde es im Bafu-Vortrag von Loïc Schmidely zur Revision der Regelungen zu Isoliergasen in elektrischen Anlagen und Geräten sowie im Vortrag von Christine Roth von Swissmem, die die Implikationen des European Green Deal für eine schadstofffreie Umwelt erläuterte. Dabei ging sie auf die PFAS ein, also auf sehr stabile Substanzen. Manche haben besorgniserregende Eigenschaften, denn sie zerfallen in langlebige Stoffe, die teilweise für Mensch und Umwelt giftig sind. Da diverse Technologien auf PFAS angewiesen sind, plädierte sie dafür, sich jetzt schon Gedanken zu Alternativen zu machen, bevor die EU-Direktive in Kraft tritt.
Die Tagung zeigte eindrücklich, dass die Nachhaltigkeit von Anlagen viele Facetten hat und interdisziplinäre Forschung verlangt. Es gibt da keine Abkürzung zu einem wirklich nachhaltigen Energiesystem.
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