«Die klassische 40-Stunden-Woche verschwindet langsam»
Neue Arbeitsmodelle
Sowohl im industriellen als auch im privaten Bereich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um vom Einsatz des Internets der Dinge zu profitieren. Dabei müssen komplexe Aufgaben – wie das Vereinheitlichen und Zusammenführen von Datensätzen – bewältigt werden. Gelingt dies, kann u. a. die Ressourcen- und Energieeffizienz erhöht werden.
Bulletin: Immer wieder ist vom grossen Wandel in der Arbeitswelt die Rede, von der Digitalisierung und der Veränderung im Personalrecruiting. Spürbar ist aber noch nicht allzu viel davon. Wie lange wird es noch dauern, bis der Wandel eintritt?
Ulrich Kunz: (lacht) Das ist eine gute Frage. Der Wandel in der Arbeitswelt ist ein permanenter Prozess. Angetrieben durch den technologischen Fortschritt und die Globalisierung, jedoch schneller als je zuvor. Die Verbreitung neuer Arbeitsformen ist stark branchenabhängig. In Branchen wie der IT ist heute projektbezogenes, mobiles Arbeiten bereits weit verbreitet, in anderen Bereichen weniger. Aber die klassische 40-Stunden-Woche verschwindet langsam, flexible Arbeitszeiten sind schon gut etabliert. Im Personalrecruiting ist die Verlagerung der Stelleninserate von Print- zu Onlinemedien die grösste Veränderung.
Seit wann sind Veränderungen deutlich spürbar?
Seit vier, fünf Jahren. Das hat sicher auch mit der Technologie zu tun. Mobiles Arbeiten war vor einigen Jahren aufgrund der beschränkten technischen Möglichkeiten gar nicht möglich.
Was braucht man für einen digital transformierten Arbeitsplatz?
Das A und O sind die Kommunikationsmittel. Unsere Welt ist globaler geworden, Arbeitsgruppen können nun überall auf der Welt sein und trotzdem miteinander kommunizieren. Mobile Geräte sind da am wichtigsten.
Welche Nachteile ergeben sich aus dieser neuen Arbeitsform?
Wie wir auch aus der aktuellen Lohnradarumfrage gesehen haben, ändern sich die Bedürfnisse der Arbeitnehmer. Das Streben nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance wird wichtiger. Dem gegenüber steht aber die Notwendigkeit eines sicheren Einkommens. Mit Kindern, Familie, Haus und Hypothek sind Verpflichtungen da, welchen man nachkommen muss. Als «Freelancer», der sich auf Projektarbeit abstützt, wird man am Ende jedes Monats nicht den gleichen Lohn erhalten. Hin und wieder können auch Leerzeiten auftauchen. Das ist sicher einer der Haupthinderungsgründe für eine stärkere Verbreitung neuer Arbeitsformen. Jüngeren Arbeitnehmenden wird dies weniger Mühe bereiten, denn für sie wird es künftig sozusagen zur Normalität.
Machen die Jüngeren alles besser?
Nicht besser, aber anders. Angefangen von der Handhabung der Technologie bis hin zu neuen Wertvorstellungen und Grundsätzen. Eine gesunde Work-
Life-Balance hat einen grösseren Stellenwert als Karrierefragen.
Wieso ist es wichtig, sich jetzt mit diesen Veränderungen auseinanderzusetzen?
Genauso wie der technologische Wandel «passiert» auch der arbeitsmarktliche Wandel. Ganz oben auf der Prioritätenliste für unsere Mitglieder stehen der Fachkräftemangel und die Digitalisierung. Wissenstransfer und -austausch, Vernetzung mit Berufskollegen und Nachwuchsförderung sind für sie ebenfalls zentral. Es ist daher an der Zeit, der Diskussion um neue, alternative Arbeitsmodelle einen Anstoss zu geben
Zur Person
Ulrich Kunz ist aktuell verantwortlich für den Expert Service 50+ von Electrosuisse. Er verfügt über 20 Jahre Erfahrung im Recruiting von Fach- und Führungskräften im Technologiebereich.
- Electrosuisse, 8320 Fehraltorf
Lohnradar
1707 Personen aus der Elektrotechnik- und Energiebranche haben in der Electrosuisse-Studie gezielt zu Lohn-, Karrierewünschen, Laufbahngestaltung und neuen Arbeitsmodellen Stellung bezogen. Electrosuisse ist überzeugt, dass sich die Branche jetzt mit den Gegebenheiten der Arbeitswelt 4.0 auseinandersetzen muss, um den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten – und genau da setzt die zweite Ausgabe des Lohnradars an.
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