Die ganze Infrastruktur auf einen Blick
Asset Management
Wer moderne Infrastrukturen betreibt, kümmert sich automatisch um Instandhaltungsarbeiten, Ersatzinvestitionen, zeitgerechte Ausbauten und digitale Updates. Ein entsprechendes Werkzeug – ein software-basiertes Asset-Management-Tool – kann die diversen Ansprüche erfüllen. Das Tool zeigt, welche Investitionen nötig sind und welche Kosten und Gebühren diese auslösen.
Man kennt die Situation aus dem Berufsalltag: Für die Sitzung im Verwaltungs- oder im Gemeinderat stehen Netzinvestitionsprojekte und Budgetzahlen auf der Tagesordnung. Der technische Fachmann − egal ob interner oder externer Experte − und der Finanzbuchhalter sitzen gemeinsam am Tisch: zwei Welten, zwei Sprachen, zwei Kulturen. Eine solche Konstellation, verbunden mit der dynamischen und komplexen Energiewelt von heute, kann altbekannte Themen sehr anspruchsvoll werden lassen und gemeinsame Entscheidungen unendlich in die Länge ziehen. Oft sehnen sich die Akteure nach einer gemeinsamen Sprache und Grundlage, auf der alle auf Augenhöhe zusammenarbeiten können. Eine Basis sind Kennzahlen und Parameter, auf der die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen visualisiert und die Stossrichtungen für den jeweiligen Aufgabenbereich erarbeitet werden.
Mit Asset Management einfach zum Ziel kommen
Unter Asset Management versteht man die vorausschauende Anlagenbewirtschaftung des eigenen Verteilnetzes, bestehend aus Strom, Gas, Wasser und Kommunikation. Basierend auf einer branchenspezifischen Datenbanklösung werden detaillierte Informationen aus der Anlagenbuchhaltung (Finanzwelt), aus der digitalen Instandhaltung (technische Welt) und aus dem Geoinformationssystem gesammelt und miteinander verknüpft. So enthält jedes einzelne Netzanlagenobjekt vollständige Informationen, und es können spezifische Kennzahlen generiert werden, die jedem Fachbereich dienlich sind. Die Eigenheiten jedes Fachbereichs werden ebenso beachtet, wie das grosse Ganze. Die einzelnen Objekte sind wie das physische Verteilnetz miteinander verknüpft und ergeben eine ganzheitliche, zentrale Informationsdatenbank, die eine aktive Anlagenbewirtschaftung aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglicht. So können zukünftige Netz- und Ersatzinvestitionen sowie die Entwicklung der Kosten und Gebühren simuliert werden. Ein solches Echtzeit-Asset-Management führt zu wertvollen Kennzahlen, die sowohl der operativen als auch der strategischen Führungsebene bei der Entscheidungsfindung helfen.
Die Anlageninformationen gründen auf Daten aus dem Geoinformationssystem, der Anlagenbuchhaltung und der digitalen Instandhaltung (Mängel und Anlagenzustand). Damit kann der Sanierungsbedarf respektive der Zustand einzelner Anlagen auf Übersichtsplänen visualisiert werden. Dies führt dazu, dass die Koordination der Werke frühzeitig, örtlich und inhaltlich definiert wird.
Bei den Technischen Betrieben Glarus (TBG) durfte IBG Engineering AG (IBG) das Asset Management implementieren. Die Stossrichtungen, Diskussionen und operativen Umsetzungen ermöglichten die Einführung einer wohlüberlegten und in jeder Hinsicht durchdachten Investitionsplanung. Die technische und die finanzielle Welt sind sich dadurch bedeutend nähergekommen. Entscheidungen sind breiter abgestützt und aus Überzeugung mitgetragen. TBG-Geschäftsführer Martin Zopfi-Glarner sagt dazu: «Die Versorgungssicherheit und die Netzentwicklung fordern uns tagtäglich. Auch attraktive Stromtarife unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben müssen uns als Dienstleister beschäftigen. Für uns steht zudem die Zuverlässigkeit der Infrastruktur im Fokus. All das fliesst in das Asset Management ein. Die daraus ermittelten Daten und Kenntnisse bilden die Basis für künftige Investitionen.»
Um eine ganzheitliche und vor allem nachhaltige Lösung zu gestalten, hat IBG bei der Anwendung des Asset Managements auf die Erfahrungen eines Kernteams gesetzt, das Wissen aus den Bereichen Geoinformationssystem, Netzplanung, Regulierungsprozesse sowie Energie- und Netzwirtschaft vereint. Es ist ein Kernteam aus Fachspezialisten, das die Bedürfnisse der Kunden kennt und die Branchen bereits über viele Jahre hinweg begleitet.
Datenerhebung vor Ort ohne Medienbruch
Das Asset Management mit der integrierten mobilen Variante entspricht den heutigen Bedürfnissen und lässt eine Erhebung und Bearbeitung der Daten vor Ort mit Smartphone und Tablet zu. Die Anlagen sind im System mit allen nötigen Daten beschrieben wie Hersteller, Material, Nennweiten, Service-Intervalle, Datum des Baus und der Inbetriebsetzung. Bei den Service-Arbeiten vor Ort werden die Daten der Anlagen um Fotos, Pläne, Rapporte, Messdaten oder Prüfdokumente ergänzt und gespeichert. Zudem kann vor Ort der Zustand der Anlagen mit den erfassten Mängeln, Inspektionen und Arbeiten verglichen werden. Mit der mobilen Variante sind die Medienbrüche eliminiert und die Medienqualität markant verbessert worden.
Bestehende Anlagen und zukünftige Investitionen
In den 1960er-Jahren mussten EVUs dem schnellen technologischen Fortschritt mit hohen Investitionen gerecht werden. Etliche Anlagen wurden vor Ende der Lebensdauer ersetzt. Heute ist das Ziel, die Anlagen mithilfe der Instandhaltung bis zum Ende ihrer Lebensdauer zu betreiben, um keine finanziellen Verluste oder ausserordentliche Abschreibungen zu generieren. «Mit dem Asset Management wissen wir, welche Anlagen wie bewertet sind, und ob und wann sie ersetzt werden müssen», erklärt Martin Zopfi.
Bei all diesen Anlagen, Daten und Plänen dürfe der Faktor Mensch nicht ausser Acht gelassen werden, betont er: «Unsere Mitarbeiter vor Ort liefern wichtige Angaben, Erfahrungen und Beobachtungen zu Trafostationen oder Verteilnetzkabinen. All diese Informationen fliessen in die Datenmenge des Asset Managements ein. Daraus ziehen wir Analysen, die breit abgestützt sind und zudem eine gute Plansicherheit geben.» Die breite Abstützung setzt sich aus den Werten der Instandhaltung, die von den Technikern geliefert werden, und den Angaben aus der Finanzabteilung zusammen. Sehen die Techniker für ihr Objekt einen Ersatz aufgrund der Instandhaltung, wissen die Finanzbuchhalter aufgrund der Abschreibungen und Zinsen, welche Kosten das Objekt bindet und welche Investitionen möglich sind. Die Daten der Technik- sowie der Finanzabteilung können grafisch dargestellt werden. Beide Ansichten zeigen das gemeinsame Ziel: Die Anlageninstandhaltung des EVU ist aktuell, die Kosten sind im Lot und die künftigen Investitionen können gestemmt werden (Bild oben).
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