Deutscher Umweltsatellit EnMAP ins All gestartet
Aufnahmen zur Klimasituation
Der deutsche Umweltsatellit EnMAP ist von Cape Canaveral in Florida aus an Bord einer SpaceX-Falcon 9 Rakete ins All gestartet. Die Hyperspektralmission wird in den nächsten Jahren Aufnahmen von der Erdoberfläche in rund 250 Farben (Spektralbändern) machen und damit so genau wie nie zuvor Informationen zum Zustand der Vegetation, der Böden und Gewässer liefern.
Die Minuten vor und während dem Start hat das Team Wissenschaft der EnMAP-Mission am Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam mit Kolleginnen, Kollegen und Gästen mit einer vielfältigen Veranstaltung begangen. Vorträge, Gespräche und Live-Schalten gaben einen Eindruck von den wissenschaftlichen Hintergründen, langjährigen Vorbereitungen und diversen aktuellen und künftigen Anwendungsfeldern der Mission. Mitgefiebert hat auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert, der zum erfolgreichen Start gratulierte.
Aufnahmen zur Klimasituation
Die Hyperspektralmission wird in den nächsten Jahren Aufnahmen von der Erdoberfläche in rund 250 Farben (Spektralbändern) machen und damit so genau wie nie zuvor Informationen zum Zustand der Vegetation, der Böden und Gewässer liefern. Auch kurzfristige Änderungen können mithilfe des ungefähr Kleiderschrank-grossen Satelliten erfasst werden. Die Umweltmission EnMAP wird von der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geführt. Die Mission steht unter der wissenschaftlichen Leitung des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam. Entwicklung und Bau des Satelliten sowie des Hyperspektralinstrumentes lagen in der Hand der OHB-System AG. Die Gesamtkosten liegen bei rund 300 Mio. Euro.
«Ohne die Erdbeobachtung aus dem Weltall wären das globale Ausmass der Klimakrise und ihre Folgen nur sehr schwer zu quantifizieren», sagt die Beauftragte der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Anna Christmann. «Die innovative und leistungsfähige Satellitenmission EnMAP des DLR und des GFZ wird uns mit ihren Hyperspektralbildern präzise Informationen über den Zustand der Ökosysteme der Erde geben. Das hilft uns, die Auswirkungen von Klimakrise, Biodiversitätsverlusten und Umweltverschmutzungen zu erfassen. Mit EnMAP leistet Deutschland einen wichtigen Beitrag für die europäische Raumfahrttechnologie und für einen intakten Planeten.»
Ein Meilenstein in der GFZ-Geschichte
Der Wissenschaftliche Vorstand (interim) des GFZ, Prof. Niels Hovius, unterstreicht die Bedeutung der Mission und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten: Diese reichten «von der Erkundung von Lagerstätten und der Bodenkartierung über die Überwachung der Gewässergüte bis hin zur frühzeitigen Erkennung von Pflanzenstress und der Erfassung von Umweltverschmutzungen. EnMAP wird wichtige Daten bereitstellen, um die Folgen des Klimawandels und anderer Umweltveränderungen auf der Erde genau zu ermitteln». Hovius fügt hinzu: «Der Start markiert einen Meilenstein in der GFZ-Geschichte. Die Kolleginnen und Kollegen am GFZ arbeiten seit vielen Jahren gemeinsam mit der internationalen EnMAP Science Advisory Group am Forschungsprogramm der Mission.» Das Potsdamer Team koordiniert auch das grosse EnMAP-PI-Projekt zur wissenschaftlichen Nutzungsvorbereitung und Unterstützung der Mission. Das umfasst unter anderem die Entwicklung von open source Softwaretools für die hyperspektrale Datenanalyse, die unabhängige Validierung der EnMAP-Daten sowie vielfältige Schulungs- und Vernetzungsaktivitäten für die Nutzergemeinschaft. EnMAP-PI wird gemeinsam mit den Partnerinstitutionen Humboldt-Universität Berlin, Universität Greifswald, AWI Bremerhaven und LMU München getragen.
Über den EnMAP-Satelliten
Die speziellen Kameras an Bord liefern Bilder der Erdoberfläche in mehr als zweihundert schmalen, aneinander angrenzenden Wellenlängenbändern, so genannte Hyperspektralbilder oder abbildende Spektroskopie. Mit diesen spektral hoch aufgelösten Daten lässt sich die Erde in einer bislang nicht erreichten Detailtiefe beobachten. So können Mineralien oder Schadstoffe aufgespürt und identizifizert, Pflanzen bestimmt und ihre Nährstoffversorgung kontrolliert oder der Verschmutzungsgrad von Gewässern erkannt werden.
Wichtige Daten und Fakten:
Start: 01. April 2022 mit einer SpaceX Falcon 9 Rakete von Cape Canaveral (USA)
Orbithöhe: 653 km, sonnensynchron
Satellitengrösse: 3 x 2,1 x 1,5 Meter
Satellitengewicht: ca. 850 kg
Operationelle Lebensdauer: 5 Jahre
Missionsbetrieb/-kommandierung: Deutsches Raumfahrtkontrollzentrum, Oberpfaffenhofen und Weilheim (DLR)
Datenempfang/-prozessierung: DLR-Bodenstation Neustrelitz, DLR Institut für Methoden der Fernerkundung
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