«Das verhindert unnötigen Netzausbau»
Kurzinterview mit Bernhard Guhl
Eine effiziente Integration der erneuerbaren Energien ist entscheidend für den Umbau des Energiesystems. In einer Motion fordert Nationalrat Bernhard Guhl deshalb: Einspeisemanagement muss möglich gemacht werden.
Erneuerbare Energien müssen volkswirtschaftlich effizient in die Stromnetze integriert werden. Damit das überhaupt geht, sollen gesetzliche Anpassungen das Einspeisemanagement von Erzeugungsanlagen möglich machen, fordert Nationalrat Bernhard Guhl (BDP, Kanton Aargau) in seiner Motion 19.3755. Durch eine geringfügige Reduktion der maximalen Einspeisung ins Verteilnetz könnte ein volkswirtschaftlich ineffizienter und unverhältnismässig teurer Netzausbau vermieden werden – denn ein solcher wäre notwendig, um jederzeit sämtlichen Strom abnehmen zu können. Der Bundesrat hat Anfang September die Annahme der Motion beantragt. Wir haben bei Bernhard Guhl nachgefragt.
Bulletin: Alle sprechen von Klima und Netto-Null-Zielen. Wie sehen Sie den Energiemix der Zukunft?
Bernhard Guhl: Meine Vision ist, dass wir in der Schweiz künftig nur noch erneuerbaren Strom produzieren. Dazu muss ich eine Klammerbemerkung machen: Da der Aufbau der Erneuerbaren Zeit in Anspruch nimmt, sind wir vorerst auf den Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke angewiesen. Wir sind mit der Wasserkraft schon gut unterwegs. Vor allem bei der Kleinwasserkraft wäre mit einer entsprechenden Förderung noch Potenzial vorhanden. Auch die Windkraft könnte bis zu zehn Prozent zur Versorgung beitragen, was vor allem im Winter wichtig wäre. Die Herausforderung in diesem Thema wird der Umgang mit dem Widerstand von Umweltverbänden sein. In der Photovoltaik sehe ich ein riesiges Potenzial. Man kann alle Dachflächen nutzen, ohne die Landschaft zu beeinträchtigen. PV müssen wir unbedingt ausbauen.
In Ihrer Motion fordern Sie ein Einspeisemanagement. Was ist das Ziel davon?
Bei schönem Wetter würde es in Gebieten mit viel PV-Anlagen zu einer Überlastung des Niederspannungsnetzes kommen. Die Konsequenz davon wäre, dass man die Leitungen ausbauen müsste, was wiederum sehr hohe Kosten verursachen würde. Es kann aber nicht das Ziel sein, dass man die Netze auf wenige Minuten pro Jahr auslegt. Also soll man bei solchen Leistungsspitzen die Einspeiseleistung der PV-Anlagen reduzieren können. Das verhindert unnötigen Netzausbau. Alternativ könnten lokale Speicher einen Ausbau der Netze verhindern. Dagegen verwehre ich mich nicht.
Fürchten Sie da nicht Widerstand?
Nein, es muss im Interesse aller sein, die PV-Anlagen so ins System zu integrieren, dass die Netze nicht unnötig verteuert werden. Die Motion hat in allen grossen Parteien Unterstützung gefunden, und dass der Bundesrat meinen Vorstoss nun zur Annahme empfiehlt, freut mich sehr.
Zur Person
Bernhard Guhl ist Elektroingenieur und seit 2011 Nationalrat (BDP, Kanton Aargau). Er lebt in Niederrohrdorf.
Kommentare