Interview Fachkräfte , VSE

«Das ist über­haupt die beste Selbst­schutz­mass­nahme»

Ein Interview zum Thema Arbeitssicherheit

06.12.2019

Die Themen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind in der Energiebranche omnipräsent. Netzelektrikerinnen und Elektroinstallateure arbeiten oft «unter Spannung». Der VSE bietet darum regelmässig entsprechende Schulungen und Ausbildungen an. Sicherheitsexperte Thomas Hartmann erläutert, was der VSE punkto Arbeitssicherheit unternimmt.

Bulletin: Luftige Höhen, tiefe Gräben und oft auch «unter Spannung»: Die Arbeit in der Energiebranche wird oft mit grossen Risiken verbunden. Sind diese Berufe und Tätigkeiten tatsächlich so gefährlich?

Thomas Hartmann: Nein, in der Energiebranche zu arbeiten, ist nicht gefährlicher als in anderen Berufen, solange man sich an die 5+5 lebenswichtigen Regeln der Suva hält. Wird Gefahr für Leib und Leben erkannt, sagen wir «STOPP». Ausserdem dürfen solche Tätigkeiten nur Personen, die entsprechend instruiert und ausgebildet sind, vornehmen. Dazu gibt es die ESTI-Weisungen 100, 245, 246 und 407, die 2019 überarbeitet worden sind, sowie das Sicherheitshandbuch vom VSE und SVGW, welches jährlich überarbeit und aktualisiert wird und die anzuwendenden Branchenweisungen enthält.

Welchen Stellenwert hat die Arbeits­sicherheit in der Energiebranche?

Generell hat Arbeitssicherheit in allen Branchen einen sehr hohen Stellenwert. Aber die äusseren Bedingungen und Risiken sowie die möglichen schweren Unfälle, die daraus erfolgen können, verlangen in unserer Branche besonders grosse Aufmerksamkeit. Der VSE steht daher in engem Kontakt mit der Suva und dem ESTI.

Wie wird das Risiko von Arbeitsunfällen vermindert?

Die Betriebe vermitteln und schulen laufend die 5+5 lebenswichtigen Regeln im Umgang mit Elektrizität. Das Befolgen dieser Regeln ist die beste Selbstschutzmassnahme, um das Risiko zu minimieren. Eine dieser Regeln lautet zum Beispiel, dass Vorgesetzte einen klaren Auftrag erteilen und dass Arbeitnehmer diesen erst ausführen dürfen, wenn er klar und verstanden ist. Wichtig ist auch, dass die persönliche Schutzausrüstung intakt ist, den aktuellen Normen entsprechen soll und gemäss Weisung getragen wird. Bei den +5-Regeln handelt es sich um die sicherste Arbeitsmethode: freischalten, sichern, prüfen, erden und sich schützen.

Wie wirken sich diese Massnahmen aus? Nimmt die Anzahl Unfälle ab?

Ja. Dank all dieser Schutzmassnahmen, stetigen Schulungen und Weiterbildungen ereigneten sich in den letzten Jahren gemäss Suva immer weniger schwere Unfälle im Zusammenhang mit Hochspannung.

Vor der Praxis kommt die Theorie. Wo setzt der VSE bei der Sensibilisierung der Arbeiterinnen und Arbeiter an?

Wir bieten in enger Zusammenarbeit mit der Branche sowie der Suva entsprechende Schulungen, Aus- und Weiter­bildungen an. Beispiele sind der Lehrgang Elektrotechnische Grundausbildung zu Sachverständigem Personal, der am 9. Januar 2020 beginnt, oder die Weiterbildung zum Autorisierten Ausbildner für sicheres Arbeiten an Weitspannleitungen mit Hochspannung, der vom 10. bis 13. März 2020 durchgeführt wird.

Sie beschäftigen sich intensiv mit der Arbeitssicherheit. Wirkt sich das auch auf Ihr Verhalten im Alltag aus?

Ja, ich wurde generell vorsichtiger und schätze laufend Risiken ab. Auch beim Autofahren oder Freizeitsport wägt man ab. Und so haben sich meine Hobbys halt eher in einen gemütlicheren Bereich verschoben.

Autor
Ralph Möll

war Kom­mu­ni­kations­spezia­list beim VSE.

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