Verband CES , Infrastruktur

D-A-CH-Treffen des TK 99

Starkstromanlagen über 1 kV AC/1,5 kV DC

01.02.2020

Die Spiegelkomitees des TK 99 aus Deutschland (DKE K222), Österreich (OVE TK H) und der Schweiz trafen sich am 26. und 27.  September 2019 zu einem alle drei Jahre wiederkehrenden Treffen in Olten zum Erfahrungsaustausch. Am Treffen nahmen 17 Fachleute aus der Elektrizitätsbranche teil. Sie diskutierten die Regulierung in diversen Ländern, Havarie, Lebenszykluskosten, Zuverlässigkeit von Schaltanlagen und alternative Konzepte von Schaltanlagen.

Zu Beginn des Anlasses wurde über den Stand der Liberalisierung in den verschiedenen Ländern informiert. Daniel Schalch, EWZ, erläuterte den aktuellen Stand der schweizerischen Strommarktöffnung. Dr. Ulrich Küchler, Westnetz Deutschland, erläuterte die vergangene und aktuelle Regulierung der Energienetze, während Markus Kirschner, Energie Steiermark, über die Rahmenbedingungen der Dekarbonisierungsstrategie in Österreich berichtete.

Havarie-Konzepte für GIS-Anlagen

Jürg Herren, EWZ, Vorsitzender des TK  99 aus der Schweiz, informierte über Störungen und Ausfälle von GIS-Anlagen der letzten 20 Jahre im 170-kV-Netz des EWZ und die daraus resultierenden Erkenntnisse für das Ersatzteilkonzept.

Martin Oehring, TransnetBW, erläuterte Details zu Anlagendesign, Störungsbehebung, Ersatzteil- und Notbetriebskonzept von GIS-Anlagen.

Markus Kirschner zeigte auf, welche Fehler in geprüften GIS-Anlagen auftreten können, und wies darauf hin, dass die Fehlerbehebung oft teurer als die Beschaffung einer neuen Anlage sein kann. Zudem wies er auf das bekannte Problem hin, dass die Sekundärtechnik etwa alle 15 Jahre erneuert werden muss.

Funktionale Sicherheit

Eric Dudenhoeffer, Technischer Anlagenmanager bei den SBB, präsentierte in seinem Erfahrungsbericht zur Einführung von elektronischen Schaltungen in der Primärtechnik, mit welchen Problemfällen beim Einsatz programmierter Logik für die Ansteuerkreise zu rechnen sei, z. B. bei Digitalen Motor Drives. Die Normierung im IEC  TC 95 hat dafür noch keine Lösungsstrategie vorgesehen, dies im Gegensatz zu Anlagen der Prozessindustrie, wo die Funktionale Sicherheit mit der Einstufung nach SIL (Safety Integrity Level) bereits Einzug gehalten hat (IEC  61508).

Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit, Sicherheit

In einem zweiten Vortrag erläuterte der SBB-Vertreter die Problematik des Ersatzes von robusten elektrome­chanischen Apparaten in der Primärtechnik durch prozessorgesteuerte Apparate. Für den Bahnbetrieb gibt es in der Normung entsprechende Vorgaben, die aber in Stromverteilnetzen kaum bekannt sind (SN  EN  50126, SN  EN  50128 oder IEC 62278, ggf. SN  EN  50129 oder IEC 62279).

Dr. Ulrich Küchler, Westnetz, führte in einem Vortrag den Lösungsansatz «Designnetz – Vorbild für die Energiewende» ein.

Markus Kirschner, Energie Steiermark, zeigte anschliessend auf, welche Anreizregulierung Österreich in die Wege leiten möchte, damit smarte Netze in Österreich künftig Wirklichkeit werden. Es gibt also noch zahlreiche Herausforderungen zu meistern.

Besuch eines Hybridwerks

Am zweiten Tag besichtigten die Teilnehmer das bei Solothurn liegende Hybridwerk Aarmatt in Zuchwil, das Teil eines europäischen Projektes ist. Es wurde vom Bundesamt für Energie gefördert und wird von Regio Energie Solothurn betrieben. Am Standort kreuzen sich drei Energienetze auf ­ideale Weise: Gas, Strom und Fernwärme mit dem Wassernetz (Stichwort Netzkonvergenz).

Andreas Schröder, Westnetz Convenor des Cenelec-Komitees CLC/TC 99X/WG 1 erläuterte den Stand der ­laufenden Arbeiten am Dokument SN  EN  50522 – Earthing of power installations exceeding 1 kV a.c., welches im Juni 2020 als prEN  50522:2020 an die Länder zur Konsultation versendet werden soll.

Theodor Conner, der (noch) Chairman des IEC TC 99 gab anlässlich des Treffens einen historischen Rückblick der laufenden und geplanten Arbeiten des TC  99. Dabei war auch die Zusammenlegung des TC  28 mit dem TC  99 ein Thema.

Thomas Aschwanden, AF Engineers + Consultants (AFEC), Mitglied des schweizerischen TK 99, stellte ein neuartiges Konzept für Hochspannungs-Schaltanlagen vor: Das sogenannte «Bus-Node» Konzept beruht auf einer räumlichen Trennung der Phasen und erlaubt damit eine sehr platzsparende und kostengünstige Bauweise. Es werden marktübliche HS-Komponenten verwendet. Das Bus-Node Konzept wurde an den Cigre-Sessions 2016 und 2018 in Paris präsentiert (Paper B3-208, 2016 und Paper B3-106, 2018).

Ein weiteres Treffen des D-A-CH TK-99-Gremiums wird im Zeitraum 2022 bis 2023 in Deutschland auf Einladung des K222 stattfinden.

An Normungsaktivitäten Interessierte können mit dem CES-Sekretär Kontakt aufnehmen.

Autor
Alfred Furrer

ist Sekretär CES.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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