Buch: Zeiten der Elektromobilität
Band 27 aus der Reihe «Geschichte der Elektrotechnik»
Die Elektromobilität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Viele namhafte Hersteller investieren in diesen Sektor, sowohl in die Fahrzeuge als auch in die Ladeinfrastruktur. Staatliche finanzielle Unterstützung bzw. steuerliche Entlastungen wollen Mobilitätsnutzer motivieren, auf die grünere Art der Fortbewegung umzusteigen. Dieses Buch greift zunächst kurz die Frage auf, worauf der heutige Optimismus bezüglich des elektrisierten Individualverkehrs basiert, nämlich den Vorteilen, die sich durch die Abkehr von den endlichen fossilen Brennstoffen für die Fortbewegung ergeben, den lokalen Emissionsvorteilen, neuen Batterietechnologien sowie der Rolle von E-Mobilen im intelligenten Verteilnetz der Zukunft. Dann werden in sechs historischen Beiträgen die verschiedenen Phasen der Elektromobilität, hauptsächlich aus zentraleuropäischer Perspektive, behandelt. Technologische Fragen stehen dabei eher im Hintergrund. Obwohl in den letzten Jahren viel geschehen ist, geht man auf die aktuellsten Entwicklungen nicht ein, denn die Beiträge basieren auf einer Jahrestagung aus dem Jahr 2010.
Den Auftakt macht die Frühgeschichte der Elektromobilität, einer Zeit, in der sowohl die Mobilität als auch die Elektrizität eine Revolution durchmachten. Schon früh kristallisierten sich zwei Optimierungstrends heraus: einerseits «Geschwindigkeit und Technologie» und andererseits das edlere Stadtmobil. Die Marktfähigkeit der Elektrofahrzeuge wurde aber durch die Batteriespeicher geschmälert – die Reichweite entsprach selten den Erwartungen. Trotz des Optimismus der Ingenieure konnte diese Schwachstelle im ersten Jahrhundert der elektrischen Mobilität nicht eliminiert werden. Zudem konnte die Entwicklung bei den Elektrofahrzeugen nicht mit der der Benziner mithalten, wobei die Ansprüche der Nutzer hier eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Elektrische Batterien stehen im zweiten Beitrag im Fokus. Ihre historische Entwicklung wird von Anfang an – mit der Voltasäule beginnend – bis zur (fast) gegenwärtigen Situation skizziert. Der Autor dieses Beitrags ist zuversichtlich, dass die im ersten Teil vorgebrachten Bedenken gegenüber der Traktionsbatterie künftig ihre Berechtigung verlieren werden.
Im dritten Beitrag wird die Elektromobilität im nationalsozialistischen Deutschland untersucht, wo die Elektrizität als «edelster heimischer Treibstoff» bezeichnet wurde. Trotz des politischen Drucks und massiver technischer Anstrengungen war der Elektromobilität damals kein nennenswerter Erfolg beschieden.
Der vierte Beitrag geht auf die Elektromobilität im tschechischen Raum ein. Man trifft auf Konzepte aus den 1930er Jahren, die erst heute breiter eingesetzt werden. Dazu gehört der Hybridantrieb und das angebotsgesteuerte Laden bei Stromüberschüssen.
Dann wird im zweitletzten Beitrag der Zeitraum von 1964 bis 1986 in Deutschland untersucht, u. a. die Rolle der RWE, die darin zusätzliche Absatzchancen für Strom sah. Einen Boost erlebte die Elektromobilität zwar durch die Ölpreiskrise von 1973 und die Ölkrise von 1979/1980, aber 1985 wurde sie jäh abgebremst, als RWE die Programme stoppte.
Die Rolle der Elektromobilität in der Science-Fiction-Literatur rundet dieses vielseitige Buch ab. Die dort geschilderten literarischen Visionen könnten schon bald Realität werden.
Theo Horstmann, Peter Dörig (Hrsg.), VDE Verlag, Hardback, 193 Seiten, ISBN 978-3-8007-4430-5, CHF 48.–.