Buch: Wenn Menschen ihren Körper mit Technik vernetzen
Grundlagen und Perspektiven nicht-medizinischer Bioelektronik
Im medizinischen Bereich werden menschliche Körper schon länger mit elektronischen Geräten verbunden – für die Diagnose oder aus therapeutischen Gründen. Zunehmend findet diese elektronische Vernetzung aber auch im nicht-medizinischen Bereich statt, dank neuen Sensortechnologien und effizienteren Mikroprozessoren, beispielsweise durch Smart Watches und Fitnessarmbänder. Dies bietet Chancen, kann aber auch Gefahren bergen, da die Interaktion nicht unter medizinischer Aufsicht geschieht. Diesem Fragenkreis geht die vorliegende TA-Swiss-Studie nach.
Die Studie erläutert zunächst die wissenschaftlich-technischen Grundlagen bioelektronischer Geräte und ihre Verwendungszwecke (Informationssammlung zum Gesundheitszustand, Verhaltensmotivierung, Stimulierung gewisser körperlicher Prozesse usw.) und stellt dann mögliche Anwendungstypen nicht-medizinischer Bioelektronik vor. Sie illustriert gesellschaftliche Fragen anhand zweier fiktiver Beispiele, die zwar auf realen Vorbildern basieren, aber in gewissen Details technologisch weiter gehen: einem Aufmerksamkeits-Stimulator und einem stimulierenden Pflaster, mit denen sich die Leistungsfähigkeit von Personen mit ADS oder ADHS steigern lässt, aber beispielsweise auch die emotionale Intensität beim Gamen oder auf Reisen. In gewissen Unternehmen kann ein starker sozialer Druck entstehen, solche Stimulatoren einzusetzen, um die geforderte Leistung bieten zu können.
Gesellschaftliche Trends werden in der Studie ausführlich diskutiert. Ein Kapitel ist den Akteuren – Investoren, Gesellschaft, Militär – gewidmet. Ethische und juristische Fragen zu bioelektrischen Entwicklungen sowie eine Beurteilung der Situation und Empfehlungen schliessen dieses Buch ab, das somit aus einer rein beschreibenden zu einer wertenden Funktion übergeht. Die Empfehlung, einen frühzeitigen Diskurs mit Personen zu führen, die potenziell vom Einsatz der Bioelektronik betroffen sein könnten, ist willkommen. Natürlich sind die Einsatzgebiete der Bioelektronik nicht nur vielfältig, sondern ständig in Bewegung. Die entsprechenden Diskussionen zwischen Experten und der Gesellschaft müssen also regelmässig geführt werden. Ein ausgewogenes, interdisziplinäres Buch, dass sowohl den Nutzen als auch die Nebenwirkungen der Bioelektronik vorstellt und so eine wichtige Sensibilisierungsaufgabe erfüllt.
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