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Buch: Roboterethik

Eine Einführung

25.05.2020

Wenn man nur mit Industrierobotern vertraut ist, bei denen es darauf ankommt, physische Aufgaben schneller und präziser als der Mensch auszuführen, scheint das in diesem Taschenbuch behandelte Thema Roboterethik irgendwie irrelevant zu sein. Aber mit dem zunehmenden Aufkommen von autonomen Robotern, beispielsweise im privaten Sektor oder im Pflegebereich, bei automatisierten Fahrzeugen, aber besonders bei autonomen Waffensystemen und Sexrobotern, stellen sich gewisse ethische Fragen, auf deren Beantwortung die Gesellschaft sozusagen ein Anrecht hat, denn sie könnte sonst bald mit unerwünschten Auswirkungen konfrontiert werden.

Diese Einführung zeigt auf, wo die Roboterethik in der Ethik anzusiedeln ist – als eine Teilbereichsethik der Maschinenethik – und geht detailliert auf ihre zwei Arbeitsfelder ein. Im ersten stellt man sich die Frage, ob und wie Roboter als Subjekte moralischen Handelns verstanden, im zweiten wie Roboter als Objekte moralischen Handelns betrachtet werden können. Dabei wird deutlich, dass es stark divergierende Ansichten gibt, wie eine Akteurschaft definiert werden kann.

Der Verantwortungszuschreibung in der Mensch-Roboter-Interaktion wird ein beträchtlicher Teil des Buchs gewidmet. Zunächst wird erläutert, was Verantwortung eigentlich ist. Damit das traditionelle Konzept der Verantwortung auch im Kontext der Robotik eingesetzt werden kann, werden Ansätze vorgestellt, die die Verantwortung nicht als Fähigkeit oder Kompetenz einzelner Wesen betrachten, sondern als etwas Relationales, das sich erst im Zusammenspiel mehrerer Wesen (Menschen, Maschinen) entwickelt. Mit diesen Ansätzen könnte man den neuen Anforderungen des Zeit­alters der Robotisierung und der vernetzten Technologien gerecht werden.

Das auf eine akademische Leserschaft ausgerichtete Taschenbuch zeichnet sich durch eine äusserst detaillierte und ausgewogene Präsentation des aktuellen, ziemlich heterogenen Forschungsstands der Roboterethik aus. Dabei wird man mit relevanten Fragestellungen konfrontiert, mit unterschiedlichen ethischen Positionen und mit noch zu erforschenden Gebieten. Die Autorin plädiert schliesslich für einen kritischen Diskurs, an dem sich auch die Gesellschaft beteiligen sollte, denn Technologien seien nicht neutral, sondern Ausdruck der Werte ihrer Entwickler. Die Vielfalt der vorgestellten roboter­ethischen Standpunkte macht dabei klar, dass man erst am Anfang eines längeren Weges steht.

Janina Loh, Suhrkamp, Taschenbuch, 241 Seiten, ISBN  978-3-518-29877-0, CHF 29.–

 

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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