Buch: Hyperschallbahn
Anforderungen an ein Europanetz für 7200 km/h
Es sind nicht nur Nachhaltigkeitsbestrebungen wie die Abkehr von fossilen Treibstoffen, die in der Mobilität zu kreativen Ideen und neuen Ansätzen führen, denn schon vor Jahrzehnten kam die Idee auf, ultraschnelle Bahnen unterirdisch im Vakuum fahren zu lassen. Es ging darum, den Flugverkehr bezüglich Geschwindigkeit zu übertrumpfen. Ein solcher Ansatz ist die in diesem Buch vorgestellte Hyperschallbahn. Dank mehrfacher Überschallgeschwindigkeit soll sie beispielsweise eine Reise von London nach New York durch einen Atlantiktunnel in knapp einer Stunde ermöglichen.
Das Umsetzungspotenzial dieser Ansätze war bisher bescheiden, denn die Forschung beschränkte sich oft auf technische Teilprobleme. Dieses Buch geht die Sache anders an: Es präsentiert ein umfassendes Konzept für ein Verkehrssystem, bei dem Hyperschallzüge mit Vakuum-Magnetschwebetechnik Metropolen untereinander verbinden. Dabei werden die Nutzungsansprüche des Mobilitätsmarktes als Ausgangspunkt für die Abschätzung der technischen Parameter genutzt. Eine detaillierte Analyse der ökonomischen Aspekte einer Implementierung des Systems dominiert das Buch, wobei von einer Teilinbetriebsetzung ab 2060 und einer kompletten Inbetriebnahme ab 2085 ausgegangen wird. Dabei wird klar, dass ein so grosses und komplexes Projekt auch mit ebenso grossen Herausforderungen verbunden ist. Die präsentierte Annahme, die grossen, vor der Inbetriebnahme des Systems anfallenden Investitionskosten liessen sich komplett aus dem Betriebsergebnis zurückzahlen, scheint allerdings gewagt. Das Buch gibt zu, dass sie erst erfüllt werden kann, wenn auch die Nachfrage nach dieser Art von Fortbewegung eine gewisse Schwelle erreicht – was explizit erst der Fall sein dürfte, wenn ein kontinentales Netz besteht, das ein gewisses minimales Verkehrsaufkommen sicherstellt.
Im Buch wird die Hyperschallbahn mit Magnetschwebebahnen und dem Hyperloop-System verglichen. Es wird konstatiert, dass Erstere nicht nur eine deutlich höhere Beförderungskapazität anbieten muss, sondern dies auch bei viel höheren Geschwindigkeiten können soll. Magnetbahnen und Hyperloop sozusagen als kleine Brüder der Hyperschallbahn. Ein Vergleich der Bahn mit anderen neuen Verkehrssystemen ist auch aufschlussreich, wobei nicht klar wird, wie man das angestrebte Geschwindigkeitsniveau technisch erreichen will.
Insgesamt ist das Buch eine ökonomisch detaillierte, positiv gefärbte Gesamtschau des Themas Hyperschallzüge, wobei die technischen Fragen – die ja durchaus kostenrelevant sind und darüber entscheiden, ob das Konzept überhaupt umgesetzt werden kann – zu wenig ausführlich behandelt werden, um das nötige Vertrauen zu wecken. Als Denkanstoss ist das Buch aber eine willkommene Lektüre.
Kommentare