Betriebsleitertagung 2020
Licht auf die neue Energiewelt
Die Betriebsleitertagung des VSE in Luzern beleuchtete den Wandel des Energiesystems erneut von mehreren Seiten. Zu den Themen gehörten etwa der Green Deal der EU, die Stossrichtung der CH-Energiepolitik sowie Neuigkeiten von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom.
Sebastian Heselhaus von der Universität Luzern stellte den europäischen Green Deal im Detail vor. Dessen Ziele sind, bis 2050 die Netto-Treibhausgasemissionen der EU auf null zurückzuführen, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren und wichtige Biodiversitätsziele zu erreichen. Dabei werden ökologische, wirtschaftliche und soziale Fragen zusammen betrachtet – und für alle Sektoren der EU passende Transformationsprozesse konzipiert. Für EVU sei dies, vor allem aus regulatorischer Sicht, eine besondere Herausforderung. Ihre Aufgaben würden in Zukunft wohl deutlich komplexer. Auch die Corona-Pandemie habe neue Ansprüche geschaffen. Das berge einerseits Risiken für die Finanzierung des Green Deal, könne aber auch Chance sein, wenn sich der Wiederaufbau konsequent an Nachhaltigkeitskriterien orientiere.
Dr. Matthias Gysler, Chefökonom des BFE, lieferte einen Überblick der aktuellen politischen Energie-Dossiers. Gerade im Hinblick auf eine vollständige Strommarktöffnung seien es neue Geschäftsmodelle, die erneuerbaren Energien noch stärkeren Anschub geben könnten. Dazu zählen etwa die Zusammenschaltung verschiedener, dezentraler Stromerzeugungseinheiten, das Entwickeln neuer Beteiligungsmodelle, lokale Strommärkte, Nachbarschaftsspeicher und innovative Elektromobilitätslösungen. Zu den aktuellen Grundlagenarbeiten des BFE gehören: Die Studie Energieperspektiven, welche bis Ende 2020 fertiggestellt sein soll, eine Wärme- sowie eine Wasserstoffstrategie, beim Strom eine Studie zur Netztarifausgestaltung, zu Speichern/Sektorkopplung sowie zur Überprüfung des WACC (Zinssatz für das im Stromnetz gebundene Kapital). Vor dem Hintergrund der Versorgungssicherheit sei auch das kommende Gasversorgungsgesetz zentral. Die Botschaft des Bundesrates dazu solle Anfang 2021 vorliegen.
Werner Luginbühl, der neue Präsident der ElCom, stellte unter anderem das neue ElCom-Dateneinliefersystem Edes vor. Es soll eine effizientere Einreichung von Energiedaten in hoher Qualität ermöglichen – und Prozesse für die Netzbetreiber und die ElCom vereinfachen. Betreffend Versorgungssicherheit bekräftigte Luginbühl die ElCom-Forderung, dass ein substanzieller Teil der wegfallenden Winterproduktion der Kernkraftwerke weiterhin im Inland produziert werde. Dazu braucht es laut der ElCom geeignete Massnahmen für den Zubau von 5 bis 10 TWh inländischer Winterproduktion.
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