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Betriebselektriker-Tagung

02.09.2022

Die Informationsveranstaltung für Betriebselektriker wurde in diesem Jubiläumsjahr bereits zehnmal in verschiedenen Regionen der Schweiz durchgeführt. Am 30. August 2022 fand sie online statt. Seit 35 Jahren erfreut sich diese Tagung bereits grosser Beliebtheit. Hunderte von Teilnehmern nahmen vor ihren Bildschirmen aktiv teil und verfolgten die spannenden Themen. Nico Schroffenegger, Leiter Fachtagungen bei Electrosuisse, führte kompetent und mit Charme durch die ausgewählten Referate. Unterstützt wurde er dabei von seinem Kollegen Silvan Storrer.

Den Auftakt der Referate zum Thema Smart Building bestritt Christoph Widler von der Firma Teleconex. Er verschaffte den Zuhörern einen Überblick über die Entwicklung der Automation und Vernetzung im Gebäude im Laufe der letzten Jahre und betonte die Wichtigkeit des neuen Berufstands der Gebäudeinformatiker. Das technische Gebäudemanagement koordiniert Heizung/Klima/Lüftung (HKL), Sanitär und Energie sowie Sicherheitsaspekte. Die Wissenslücke zwischen der Gebäudetechnik und der Informatik könne durch entsprechende Weiterbildungen gefüllt werden. Seit 2013 wurde das gesamte Bildungssystem neu aufgebaut. Zusätzlich zum Gebäudeinformatiker HF gibt es neu die Weiterbildung zum Gebäudeinformatiker mit eidgenössischem Abschluss. Mit anschaulichen Beispielen zeigte Widler auf, wie Sensorik und IoT in allen Bereichen der Gebäudetechnik Einzug gehalten haben, sei es mit modernen Displays beim Empfang, mit digitalen Schliesssystemen oder mit der Steuerung von Beschattungsanlagen über Mobile Apps.

Um Unterbrechungsfreie Stromversorgungen ging es in dem Vortrag von Antonio Vetrano von ABB Schweiz. Er betrachtete in seinem Vortrag die Aspekte, die bei der Anschaffung einer USV-Anlage berücksichtigt werden müssen. Die Vor- und Nachteile von Stand-alone-Anlagen und USV-Modul-Anlagen müssen sorgfältig abgewogen werden. Des weiteren wies er die Teilnehmer auf die Notwendigkeit einer regelmässigen Wartung hin. Auf die Frage, welchen Lebenszyklus eine USV-Anlage habe, führte er die Stadien aus, die durchlaufen werden, bis der Endzustand der Anlage erreicht wird. Die zu ersetzenden Teile sind etwa AC/DC Kondensatoren, Ventilatoren oder Batterien. Wird die Wartung vernachlässigt, kann dies zu einer verkürzten Lebensdauer bis hin zu gefährlichen Szenarien wie im schlimmsten Fall einem Brand führen. Die Wartung muss deshalb dokumentiert und die History dem Inhaber übergeben werden.

Der wohl eindrücklichste Vortrag des Tages kam aus der Feder von Roger Kaspar von Kaspar Belser Elektroplanung. Wie wohl schon so manche Elektriker stiess er im Laufe seines Berufsalltags auf veraltete Kabelisolationen, aus denen eine im wesentlichen aus Weichmachern bestehende «grüne Sauce» heraustrat. Er schickte Proben zur genauen Analyse an das Partnerlabor der Hochschule Rapperswil. Kurz darauf wurde er auf die hohe Giftigkeit dieses Stoffs aufmerksam gemacht. Kaspar erläuterte die Zusammensetzung des niedermolekularen Stoffes und zeigte die chemischen Gründe auf, weshalb sich dieser bilden und wandern könne. Des Weiteren wies er auch auf die Risiken von Faserstoff isolierten Drähten hin, wie sie in der Vergangenheit verwendet wurden. Kaspar appellierte an die Fachleute, solche Leiter mit «grünen Saucen» und Baumwollisolationen instand zu stellen, obwohl es diesbezüglich noch keine entsprechende Norm gäbe, wo dies gefordert würde.

Gestresst? Tobias Kleger von der Firma Movis schafft Abhilfe. Er forderte die Teilnehmer auf, an Befragungen zum Thema Stress teilzunehmen, zeigte die Resultate von Studien zum Thema und gab wertvolle Tipps, wie man mit Stresssituationen besser umgehen könnte. Denn im Endeffekt wirkt sich Stress negativ auf das Betriebsergebnis aus, da Burnouts und Krankheiten die Folge sind.

Am Nachmittag gab Marco Hänni von El-Control den Kurs Erstprüfung interaktiv Teil 3. Die Schleifenimpedanzmessung und die daraus resultierende Kontrolle der Einhaltung einer automatischen Abschaltung im Fehlerfall waren Inhalte seines Referats. Ausserdem zeigte Hänni, wie bei der Prüfung des Spannungsfalls vorzugehen ist. Er wies zum Schutz der Installateure ebenfalls auf die Wichtigkeit eines Prüfprotokolls hin.

Welches ist der richtige Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD)? Dieser Frage ging Mäx Bassi von Demelectric nach. Als Schweizer Generalvertreter von Doepke, welche 1956 den ersten RCD (Residual-Current Device) hergestellt haben, konnte er so manche interessanten Aspekte einbringen. Warum braucht man den RCD-Schalter? Welche Typen gibt es und in welchen Situationen werden sie eingesetzt? Und was passiert im Summen-Stromwandler beim Auftreten von Gleichfehlerströmen? Hier ist zum Beispiel der Einsatz eines allstromsensitiven Fehlerstrom-Schutzschalters gemäss NIN 2020 Absatz 5.3.1.3.3 zwingend. Die richtige Auswahl des RCD-Schalters ist somit essenziell, so die Schlussfolgerung von Mäx Bassi.

Zum Abschluss des lehrreichen Tages fand das Jubiläums-Quiz statt. Drei Preise konnten den glücklichen Gewinnern, welche die Fragen richtig beantwortet hatten, zugeschickt werden. Hauptgewinn war eine Go Pro Hero 10-Kamera. Herzliche Gratulation den Gewinnern!

 

Autorin
Marianne Kürsteiner

ist Redaktorin bei Electrosuisse.

  • Electrosuisse, 8320 Fehraltorf

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