Aus der LED wird eine angenehme Lichtquelle
Ein Experte gewährt Einblicke in die LED-Welt
Am LED-Theorie-Symposium in Horw äusserte sich Tran Quoc Khanh ausführlich dazu, wie man die menschliche Wahrnehmung bei der Farbwiedergabe berücksichtigen könnte. Im Interview geht er nun auf Fragen ein, die über die LED-Technologie hinausblicken und auf aktuelle Herausforderungen neben der Farbqualität eingehen.
Bulletin: Glühlampen wurden durch die effizientere Kompaktleuchtstoffröhre ersetzt. Nun scheint sich die LED durchzusetzen. Wird uns die LED länger erhalten bleiben als die Leuchtstofflampe?
Tran Quoc Khanh: Bei der Beantwortung dieser Frage muss man sich zwischen Kompaktleuchtstofflampen mit 65 lm/W und mit einem moderaten allgemeinen Farbwiedergabeindex von Ra um 80–82 und Langfeldleuchtstofflampen mit 100–110 lm/W, mit einem Farbwiedergabeindex über 90 und mit einer Long-Life-Version von 60000 Stunden unterscheiden. Die Leuchtstofflampen-Technologie begann in den 1930er-Jahren und wird der Menschheit weltweit meiner Meinung nach noch in den nächsten 30 Jahren erhalten bleiben und somit eine Geschichte von mehr als 110 Jahren aufweisen. Die LED-Technologie wird mindestens die gleiche geschichtliche Bilanz zeigen.
Stehen andere Technologien wie organische LED schon in den Startlöchern?
Neben OLED sind Technologien wie Laser mit Leuchtstoffen im Forschungsbereich erprobt. Lichttechnisch gesehen ist die LED-Technologie die vielseitigste, flexibelste und unproblematischste Lichtquellen-Technologie derzeit und in der Zukunft. Andere Technologien sind Ergänzungstechnologien für einige lichttechnische Anwendungen. Die OLED wird für einige Anwendungen in der Innenraumbeleuchtung (Wohnraumbeleuchtung, Architekturbeleuchtung) mit diffuser Beleuchtung nützlich sein. Die Strassenbeleuchtung und die Kfz-Beleuchtung mit Anforderungen an hohe Leuchtdichte werden ohne OLED gut auskommen.
Die Lichtausbeute ist bei LEDs nun ausreichend. Wo liegen die heutigen Herausforderungen?
Die grösste Herausforderung ist, die LED-Lichtquellen und deren Bauelemente wie LED-Elektronik und LED-Optik langzeitstabil und zuverlässig zu konzipieren. Die Anwendungen von LED-Lichtquellen und LED-Leuchten mit hoher Farb- und Lichtqualität und mit hohen gesundheitstechnischen Wirkungen sind die nächsten Herausforderungen.
Wenn die LED den Beleuchtungsmarkt vollständig erobert, könnte es bezüglich gewisser Rohstoffe Engpässe geben?
Ja, absolut. Daher sollte man unbedingt und sofort mit der Recycling-Technologie beginnen und dabei gute und praktikable Lösungen konzipieren. Die Materialien für die LED-Chips wie Indium oder Gallium sind nur in bestimmten Regionen der Erde limitiert vorhanden, so dass man sie durch eine intelligente Recycling-Technologie zurückgewinnen sollte.
Erlauben Sie noch eine persönliche Frage: Haben Sie zu Hause schon komplett auf LED umgestellt?
Ja, die Räume haben die E27-LED-Retrofit-Lampen mit einem Farbwiedergabeindex von 87 mit CCT = 2700 K. Demnächst werde ich E27-LED-Lampen mit variabler Farbtemperatur und mit hoher Farbqualität für unterschiedliche Tagesphasen und Wetterbedingungen installieren.
Zur Person
Dr. Tran Quoc Khan, seit 2006 Professor für Lichttechnik an der Technischen Universität Darmstadt, beschäftigt sich mit einem breiten Spektrum an Technologien und Lichtaspekten sowohl für die Innenraum- als auch für die Aussenbeleuchtung. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören die Lichttechnik in Fahrzeugen (LED-OLED-Laser-Technologie für Autoscheinwerfer und Heckleuchten), optoelektronische Bauelemente (optische Systeme, Linsen, Reflektoren, LED, OLED, Laser, Leuchtstoffe), die Farbmetrik und die Displaytechnologie. Auch mit der Digital-Kamera-Technologie (Farbbildaufbereitung und Auswertung, CMOS-CCD-Sensorik) und der Augenphysiologie (Farbwahrnehmung, Blendung, Detektion) hat er sich auseinandergesetzt. In seinen Publikationen befasst er sich mit aktuellen Themen wie der kulturell abhängigen Beobachterpräferenz bei farblich unterschiedlich beleuchteten Szenen.
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