Auf die Schnittstellen kommt es an
Ladeinfrastruktur
Seit 2019 berät und beliefert das Dübendorfer Unternehmen Simplee AG als Lösungsanbieter und Knowhow-Hub für Ladeinfrastrukturen über 1000 Partner im Schweizer Energie- und Installationssektor. Im Interview gibt Marco Jelinek, Teamleader Marketing, Einblicke in Möglichkeiten und künftige Trends.
Bulletin: Was bietet das Unternehmen Simplee an?
Marco Jelinek: Wir bieten schweizweit die Ladelösungen Easee und Alpitronic an und beraten EVUs, Planungs- und Installationsfirmen im Hinblick auf alle Themen rund um Ladeinfrastrukturen. Gerade bei Grossprojekten mit Grobverteilungen sehen wir oft viele Planungsoptimierungen. Unser Team, bestehend aus Ingenieuren und Installateuren, hat das nötige Fachwissen.
Welches Laden ist eher im Kommen: Wechselstrom oder Gleichstrom?
Kurz gesagt: Beide Märkte werden stark wachsen. Stückzahlenmässig ist der AC-Markt um ein Vielfaches grösser, da sich der Einsatzbereich des AC-Ladens von der einzelnen Ladestation bis hin zu Ladeparks mit Hunderten Ladestationen erstreckt. Deshalb wird sich dieses Verhältnis nicht so rasch ändern.
Bieten Ihre Ladestationen auch Lastmanagement an?
Ja. Easee bietet sogar ein volldynamisches, dreistufiges Lastmanagement mit automatischer Phasenumschaltung und Schieflastenausgleich auf HAK-Ebene. Dies geschieht lokal und kabellos. Auch bei den DC-Produkten ist ein Lastmanagement möglich. Da zunehmend AC- und DC-Laden im gleichen Projekt gefragt ist, spüren wir den Trend, dass ein übergreifendes Lastmanagement gefragt wird, welches beide Systeme gleichzeitig überwachen kann.
Gehört da auch eine Eigenverbrauchsoptimierung dazu?
Die Eigenverbrauchsoptimierung ist grundsätzlich im übergeordneten Energiemanagement angesiedelt, das zahlreiche Gewerke regelt. Selbstverständlich verfügen unsere Ladelösungen über Schnittstellen für die Einbindung in solche Systeme. Da Easee dynamisches Laden von 1,4 kW bis 22 kW ermöglicht und jede Ladestation einzeln angesteuert werden kann, ist die Ladelösung gerade bei ZEV mit Eigenverbrauchsoptimierung sehr beliebt.
Ist da ISO 15118 schon berücksichtigt, der beispielsweise das bidirektionale Laden ermöglicht?
Unsere Lösungen sind darauf ausgerichtet. Easee arbeitet z. B. mit Polestar an einem grossen Pilotprojekt zum bidirektionalen Laden. Gerade im AC-Bereich gibt es aber hinsichtlich Bidirektionalität noch Hürden. Die meisten aktuellen E-Auto-Modelle enthalten keinen Wechselrichter, Protokolle werden noch nicht unterstützt und bei der Einspeisung ins Netz sind viele regulatorische Fragen offen.
Zum Schluss: Wie gross ist der Wirkungsgrad von Easee?
Da die Ladestation den Wechselstrom aus dem Netz nicht umwandeln muss, gibt es kaum Verluste – relevant ist eher der Wirkungsgrad des Gleichrichters auf Autoseite.
Viel wichtiger ist die hochgradige Effizienzsteigerung des Lastmanagements aufgrund des sogenannten «Fuse Balancing»: Das ist der dynamische Ausgleich mehrerer Flachkabel hinter einer Emobility-Bezügersicherung. Bei Tiefgaragen mit mehr als 30 Parkplätzen ist der Einsatz eines Ladesystems mit dieser Fähigkeit einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren für die effiziente Skalierung.
Zur Person
Marco Jelinek leitet seit September 2023 das Marketing-Team von Simplee. Nachdem er unter anderem Marketing-Führungspositionen bei der Amag-Import sowie Mercedes Benz Schweiz AG innehatte, hat sich Marco nun voll der Elektromobilität verschrieben.
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Simplee AG, 8600 Dübendorf
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