Nachhaltigkeit und Fragen der alpinen Photovoltaik
Energieforschungsgespräche, 29. bis 31. Januar 2025, Disentis
Die Energieforschungsgespräche im Kloster Disentis waren geprägt vom bewährten Mix aus Vorträgen zu spezifischen Forschungsthemen, Präsentationen aus Systemsicht sowie Gesprächen zu Fragen der Nachhaltigkeit. Der Grundtenor: Es gilt zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen, um in jeglicher Hinsicht nachhaltiger zu werden. Folgende Impressionen vom zweiten Konferenztag fokussieren auf den Tagungsschwerpunkt der alpinen PV.
Zunächst stellte Mak Ðukan Resultate einer Studie der ETH Zürich vor. Die Studie untersuchte, ob bifaziale alpine PV-Anlagen mit dem heutigen Subventionierungssystem rentieren. Dazu wurden in der Studie Umfragen gemacht. Anschliessend wurde die Untersuchung mit Finanzmodellen weitergeführt. Fazit: Bei gleicher Einstrahlung liefern am Boden installierte PV-Anlagen, verglichen mit Fassaden-PV und auf Seen schwimmenden Anlagen, den höchsten Ertrag. Ðukan plädierte dafür, das aktuelle Förderprogramm für grosse PV-Projekte zu optimieren, damit es auch die Kosteneffizienz der Projekte berücksichtigt. Selbst die teuersten Projekte erhalten heute einen Zuschuss von 60%, wenn sie schnell umgesetzt werden, obwohl mit der gleichen Investition für die Energiewende mehr erreicht werden könnte.
In der Energiewende wird der Solarstrom eine zentrale Rolle spielen. Bis 2035 soll 80% des erforderlichen Ausbaus erreicht werden. Zurzeit liegen wir aber unter 20%. Die ZHAW-Forscherin Fabienne Sierro ging in ihrem Projekt deshalb der Frage nach, wie sich der Bau grosser PV-Flächen beschleunigen liesse. Eigenheimbesitzer sind heute eher motiviert, eine Solaranlage auf ihrem Dach zu installieren, aber bei Wohnungsmietern ist der Wunsch gering, um sich an sogenannten Citizen-financed PV projects zu beteiligen. Cifi-PV hat 2019 nur rund 2% des Solarstroms erzeugt. Um hier etwas zu bewirken, muss bekannt sein, weshalb sich Leute zum Mitmachen entschliessen. Da die bisherigen Studien lediglich davon ausgingen, dass die Haupttreiber entweder Umweltschutzgründe oder finanzielle Aspekte sind, hat Fabienne Sierro untersucht, was die wirklichen Gründe für ein Mitmachen sind. Sie fand 27 unterschiedliche Motivationen. Dieses Wissen kann nun dazu genutzt werden, um mehr Personen für neue Projekte zu begeistern.
Aus der Praxis berichtete u. a. Claudio Deplazes, der eine erste Bilanz des Projekts von Sedrun Solar an der Grenze des Gebiets Andermatt–Sedrun vorstellte. Dort wurden in touristisch vorbelasteten Gebieten mit Stromanschluss Orte für Solarfelder gesucht. Das PV-Feld wird etwa so gross werden wie fünfzig Fussballfelder, mit knapp 20 MW Nennleistung. Erfreulich wird der Winterstromanteil von 47% sein.
Nebst diesen PV-Themen wurden auch regulatorische Fragen, Aspekte der Biodiversität, der Alpwirtschaft, der Wasserstoffwirtschaft, alternative Windkraftkonzepte, ja sogar die nachhaltigere Kehrichtbewirtschaftung vorgestellt. Die Alpenforce-Konferenz in Disentis bleibt also in vielerlei Hinsicht inspirierend.
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