Rückschau Erneuerbare Energien , Konventionelle Kraftwerke

Potenziale und Lösungen für ein nachhaltiges Energiesystem

Alpenforce, 24. bis 26. Januar 2024, Disentis

29.01.2024

An den diesjährigen Energie­forschungs­gesprächen im Kloster Disentis trafen sich Interessierte vom 24. bis 26. Januar 2024 zu Vorträgen, die sich mit den Rahmen­bedingungen für die Dekarbo­nisierung, mit der Versor­gungs­sicherheit und der Energieautarkie aus­einander­setzten. Nebst den dominie­renden, hauptsächlich am zweiten Konferenztag behandelten erneuer­baren Energien wurden auch Energie­netzthemen diskutiert.

Obwohl im Vergleich zum Vorjahr, als vermehrt alpine PV-Projekte im Fokus standen, der Schwerpunkt nun auf grund­sätzlichen Fragen lag, kamen auch die Alpen vor, u.a. im Vortrag von Rona Schenk. Sie ging der Frage nach, welche Kombination von erneuerbaren Energiequellen die Nachfrage am besten abdecken könne. Ausgangspunkt dazu war eine hypo­thetische Situation in Goms VS mit einem Lauf­wasser­kraft­werk, 20’000 Solarpanels und 20 Windanlagen.

Der Vortrag von Tobias Wechsler war den Rest­wasser­mengen gewidmet. Zunächst wies er darauf hin, dass das Wasser nicht nur ein Energielieferant ist, sondern auch ein Habitat und ein Ort mit Erholungswert. Dieser Rollenkonflikt führt schliesslich zur Restwasser­problematik, von der meist kleine Krafwerke betroffen sind. Spannend wurde es, als er auf die Verordnung des Winters 2022/23 zur Reduktion der Rest­wasser­menge einging: statt der prognostizierten 160 GWh wurden nur 26 GWh zusätzlich erzeugt, was im Promille­bereich der Gesamt­produktion liegt. Die Verordnung hat bei einem hohen ökologischen Preis nicht zur erwarteten Mehrproduktion geführt.

Adhurim Haxhimusa erläuterte, auf welche Zahlen sich eine Firma stützen kann, wenn sie ihre CO2-Emissionen reduzieren möchte. Will ein Datacenter aus Emissions­gründen den Standort verlagern, kann es sich entweder auf die CO2-Durchschnitts- oder die Grenz­emissionen des Strommixes abstützen. Durch­schnitts­emissionen führen oft zu erheblichen Über- oder Unter­schätzungen, denn der Anschluss eines Gross­verbrauchers wie eines Rechen­zentrums kann den lokalen Strommix beeinflussen, besonders, wenn es nötig wird, den zusätzlichen Strom fossil zu produzieren.

Wie das Spektrum beim Abschätzen des Produktions­potenzials bei alpiner PV (45 to 450 TWh) eingegrenzt wird, erläuterte Yaël Frischholz. Bisherige Potenzialkarten basieren auf Satelliten­bildern mit 1,6 x 2,3 km Auflösung und horizontaler Einstrahlung. Mit den gleichen Daten kann ein Geländemodell mit 25 m Auflösung erstellt werden, das den Schatten­wurf des Geländes berück­sichtigt. Das so ermittelte Potenzial liegt bei 50 bis 80 TWh.

In zwei Vorträgen präsentierte Zoe Stadler einerseits die saisonale Speicherung und andererseits die Vorteile von Power-to-X, um künftig Über­schuss­strom nutzen zu können.

Die diesjährige Konferenz machte auf relevante Weise klar, dass bezüglich des Umbaus des Energie­systems in Richtung Nach­haltigkeit noch einige Fragen offen sind. Und dass diese am besten interdisziplinär diskutiert werden, damit die Weichen optimal gestellt werden können.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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