Aktualisierung und eine Umfrage
«VSE Trend 2035»
Die Trend-Überprüfung zeigt, dass sich die Energiewelt bis 2035 weiterhin um die Themen Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Versorgungssicherheit drehen wird. Mit der Trendumfrage bei den Mitgliedern geht der neue Energiewelten-Bericht auf Tuchfühlung mit der Branche und zeigt Differenzen und Gemeinsamkeiten in der Trendeinschätzung auf.
Die Energiewelten sind das Denkmodell des VSE für die Energieversorgung der Schweiz im Jahr 2035. Neben einer Vision und den vier Welten beinhaltet das Projekt auch eine Trendeinschätzung. Dieser «VSE Trend 2035» beschreibt jene Energiewelt, die für die Zukunft am plausibelsten erscheint. Er beschreibt mittels fünf Dimensionen die energiewirtschaftliche, technologische und regulatorische Entwicklung. Anfang Juli ist der dritte Bericht erschienen. Neben einer Überprüfung des Trends 2035 konnten die VSE-Mitglieder mittels Umfrage ihre Meinung zur Energiezukunft abgeben.
Das letzte Jahr hat keine Umwälzungen in der Erwartungshaltung mit sich gebracht. Die Energiewelt dreht sich bis 2035 weiterhin um die Themen Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Versorgungssicherheit. Demzufolge verbleibt der Schwerpunkt beim Trend 2035 aus Sicht des VSE in der Smart World.
Der Stromverbrauch nimmt zu
Gemäss einer aktuellen Studie steigt bei Erreichen der Klimaziele die Stromnachfrage in Europa bis 2035 um mindestens den Faktor 1,3. [1] Die Mobilität wird zunehmend elektrifiziert. Dabei wird sich vorerst ein Mix von Antriebskonzepten durchsetzen. Der steigende Stromverbrauch verschärft die Produktionslücke im Winter. In den Nachbarländern findet ein Abbau gesicherter Leistung statt, mitverantwortlich ist der in Deutschland beschlossene Kohleausstieg. Dadurch nehmen die Importmöglichkeiten für die Schweiz ab, was sich negativ auf die Versorgungssicherheit auswirkt. Bei der Wasserkraft könnte die Erhöhung bestehender Talsperren zu 1,7 TWh bis 2,8 TWh mehr Winterstrom führen [2] und der Klimawandel ein Potenzial von 1,1 TWh via neue Gletscherseen freisetzen [3]. Strenge Auflagen zum Gewässerschutz mit jährlichen Produktionseinbussen von 2,3 bis 3,7 TWh bis 2050 [4] und fehlende Investitionsanreize limitieren oder vernichten jedoch diesen potenziellen Ausbau. Investitionsanreize und die massvolle Umsetzung von Vorschriften sind der Schlüssel für den Erhalt und Ausbau der Wasserkraft.
Der VSE hat mittels Umfrage nachgefragt, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mitgliedsunternehmen die Energiezukunft sehen. Diese Trendumfrage, an der bislang 214 Personen teilgenommen haben (Stand Juni 2019), zeigt Differenzen und Gemeinsamkeiten in der Trendeinschätzung auf: Hinsichtlich der vier Energiewelten haben die Befragten keine eindeutige Erwartung. Der Schwerpunkt liegt in der Trust World, knapp gefolgt von der Smart World. Die Erwartung einer starken Regulierung spricht für die Trust World, die Erwartung einer starken Durchdringung der Digitalisierung für die Smart World.
Versorgungssicherheit wird als kritisch beurteilt
Eine übereinstimmende Einschätzung geben die Befragten und der VSE-Trend zur Versorgungssicherheit ab, welche als zunehmend kritisch beurteilt wird. Denn auch die befragten Mitglieder stufen die Eigenversorgung der Schweiz im Jahr 2035 während der Wintermonate als eher gering ein und sehen die winterlichen Importe als eher unsicher. Eine weitere Gemeinsamkeit in der Einschätzung betrifft die starke Rolle der Digitalisierung, welche auch die Befragten als wichtig einstufen.
Im Gegensatz zum «VSE Trend 2035» schätzen die Befragten die Regulierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, der Energieeffizienz und der Energiepreise deutlich höher ein. Zudem stufen sie die Rolle der Batterien und den Ausbau der dezentralen Energien geringer ein als der VSE-Trend.
Zu einzelnen Treibern, wie zum Beispiel zur Rolle der Sektorkopplung, herrscht bei den befragten Mitgliedern Uneinigkeit. Dies widerspiegelt gut die aktuellen Unsicherheiten zur Entwicklung dieses Treibers. Im Energiewelten-Bericht 2019 ist die komplette Auswertung der Umfrage mit anschaulichen Grafiken zu finden.
Referenzen
[1] «Decarbonisation Pathways», Eurelectric, 2018.
[2] «Wasserkraftpotenzial in den (vergletscherten) Schweizer Alpen» (Präsentation), Robert Boes, 2018, SCCER SoE Annual Conference.
[3] «Hydropower Potential in the Periglacial Environment of Switzerland under Climate Change», Daniel Ehrbar, Lukas Schmocker, David F. Vetsch und Robert Boes, Sustainability 10(8), 2794, 2018.
[4] «Energieeinbussen aus Restwasserbestimmungen», 107. Hauptversammlung Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband SWV, SWV, 2018.
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