Fachartikel Sicherheit

Aktualisierte Regel für Geräteprüfungen

Die neue SNR 462638

28.09.2018

Weil ein internationales Normenprojekt zur «Wieder­holungs­prüfung und Prüfung nach Instand­setzung elektrischer Geräte» nicht zustande gekommen ist, hat eine Arbeitsgruppe von Electrosuisse die SNR 462638 erarbeitet. Die neue Schweizer Regel wurde verschiedenen Technischen Komitees sowie der Suva und dem ESTI zur Stellungnahme vorgelegt.

Die neue SNR richtet sich an ein sehr vielfältiges Zielpublikum. Dieses reicht von Betrieben, welche über sehr viele Geräte und eigenes Fachpersonal verfügen, bis hin zum «kleinen» örtlichen Bauunternehmer, der keine Elektrofachleute beschäftigt. Zudem enthält die SNR Anweisungen für Elektroinstallationsbetriebe und Firmen, die solche Dienstleistungen anbieten.

Verantwortung

Im gewerblichen und industriellen Umfeld ist der Arbeitgeber gemäss der Verordnung über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten (SR 832.30, VUV) verantwortlich für die Bereitstellung sicherer elektrischer Arbeitsmittel. Es handelt sich dabei um Geräte, die bereits auf dem Markt sind und die aufgrund von Instandsetzungsarbeiten oder im Rahmen einer Wiederholungsprüfung geprüft werden. Nach Art. 3 VUV muss der Arbeitgeber dafür sorgen, dass die Schutzmassnahmen und Schutzeinrichtungen in ihrer Wirksamkeit nicht beeinträchtigt werden. Er hat dies in angemessenen Zeitabständen zu überprüfen.

Gesetzliche Grundlage für die Wiederholungsprüfung

Zur Erhaltung des sicheren Zustandes von Arbeitsmitteln, die schädigenden Einflüssen ausgesetzt sind, sind wiederkehrende Prüfungen nach einem im Voraus festgelegten Plan erforderlich (Art. 32b VUV). Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ist abzuschätzen, welche Massnahmen getroffen werden müssen, um die Arbeitsmittel im ordnungsgemässen Zustand zu erhalten.

Ziel der SNR 462638 ist es, potenzielle Gefahren von elektrischen Arbeitsmitteln zu erkennen und zu minimieren. Sie gibt daher Anleitungen zur Prüfung und hilft den Betrieben, geeignete Prüf­intervalle festzulegen.

Gesetzliche Grundlage für die Prüfung nach Instandsetzung

Auf die gewerbliche Reparatur von elektrischen Geräten (Kundenaufträge) sind die Bestimmungen des Werkvertrages nach Art. 363 ff. OR anwendbar. Der Unternehmer ist verpflichtet, die Reparatur tadellos auszuführen. Diese wird bei elektrischen Geräten mit der Prüfung nach Instandsetzung abgeschlossen. Nur so kommt der Unternehmer seiner Sorgfaltspflicht gegenüber seinem Kunden nach.

Beanspruchungen sind unterschiedlich

Es besteht ein grosser Unterschied zwischen der Beanspruchung eines Bohrhammers, der im Tunnelbau eingesetzt wird, und dem Verschleiss eines Monitors, der an einem Büroarbeitsplatz steht, kaum je bewegt und nach ein paar Jahren wieder durch einen neuen Monitor ersetzt wird. Dieser Umstand muss bei der Festlegung der Prüfintervalle berücksichtigt werden. Ebenso müssen die Angaben des Herstellers zwingend beachtet werden, was zu Abweichungen des Prüfungsablaufes und der Prüfergebnisse von der SNR 462638 aufgrund von Herstellerangaben oder Produktenormen führen kann.

Prüfintervalle

Die Prüfintervalle sind in der SNR nicht festgelegt, sondern müssen vom Betrieb definiert werden. Sie hängen primär von den folgenden Einflussgrössen ab:

  • Einsatzort
  • Einsatzzweck
  • Herstellerangaben
  • Risikobeurteilung

Deshalb darf bei Geräten wie Monitoren, PCs, Druckern oder Unterhaltungselektronik, die weder mechanischen Beanspruchungen noch schädigenden Einflüssen ausgesetzt sind, in der Regel auf eine Wiederholungsprüfung verzichtet werden. Jedoch sind auch in Bürobetrieben Geräte wie Wasserkocher, Heizgeräte oder Kaffeemaschinen im Einsatz, welche regelmässig geprüft werden müssen.

Die zwei Tabellen im Anhang A der SNR 462638 bilden einen Leitfaden zur Bestimmung der Zeitabstände zwischen den Wiederholungsprüfungen (Bild 2). Diese Tabellen sind als Entscheidungshilfe für die verantwortlichen Betriebe zu betrachten.

Umgebaute Geräte

Werden gebrauchte Niederspannungserzeugnisse (Geräte) umgebaut oder erneuert und wird dadurch die Sicherheit tangiert, so unterliegen sie hinsichtlich dieser Umbauten oder Erneuerungen den Bestimmungen der NEV. Sie müssen somit erneut in Verkehr gebracht werden (vgl. Art. 21 Abs 3. NEV).

Vermietung, Leasing, Verleih

Die SNR lässt sich auch anwenden, wenn Geräte während ihrer Lebensdauer vermietet oder ausgeliehen werden. Werden vermietete oder ausgeliehene Geräte während des Betriebs abgenutzt, sind diese vor jeder «Überlassung» einer Prüfung zu unterziehen (vgl. Art. 2, Abs. 3, Bst. c, PrSG).

Spezielle Geräte

Bei speziellen Geräten wie z. B. medizinischen Geräten, Geräten für explosionsgefährdete Bereiche oder Lichtbogenschweisseinrichtungen müssen zusätzlich zwingend die spezifischen Gesetze, Verordnungen, Weisungen, Normen und Herstellerangaben beachtet werden.

Prüfungen

Die Sichtprüfung ist die mit Abstand wichtigste Prüfung. Mit der Sichtprüfung können mechanische Beschädigungen, ausgerissene oder verletzte Kabel sowie Stecker einfach erkannt werden. Selbstverständlich kann die Sichtprüfung auch dem Benutzer der Geräte übertragen werden.

Die nötigen Prüfungen können mit Messgeräten oder mit Geräte-Testern ausgeführt werden. Die Messgeräte müssen jedoch den Produktenormen für die Messmittel selbst entsprechen. Die Prüfabläufe und die Messungen sind im Anhang D der SNR 462638 detailliert beschrieben und mit einfachen Skizzen illustriert.

Dokumentation

Die Dokumentation der Prüfungen muss klare Aussagen zum aktuellen Zustand des Gerätes machen und Veränderungen gegenüber früheren Prüfungen aufzeigen. Für einfache Betriebsmittel wie Steckdosenleisten oder Kabelrollen kann bereits eine Prüfplakette ausreichend sein.

Fazit

Die SNR 462638 enthält Anleitungen, wie die Geräte zu prüfen sind. Sie muss mit «Augenmass» umgesetzt werden, stets unter Berücksichtigung der Erfahrungen der Betriebe. Die Hinweise zur Festlegung der Prüfintervalle dienen als wertvoller Leitfaden. Die Betriebe sind verantwortlich für das Festlegen der geeigneten Prüfintervalle.

Die neue SNR trägt zu einem besseren Verständnis für Sicherheit bei und optimiert die Sicherheitskultur im Unternehmen.

Literatur

  • SNR 462638, Wiederholungsprüfung und Prüfung nach Instandsetzung elektrischer Geräte.
  • SR 930.11, Bundesgesetz über die Produktesicherheit (PrSG)
  • SR 832.30, Verordnung über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten (VUV)
  • SR 734.26, Verordnung über elektrische Niederspannungserzeugnisse (NEV)
  • SR 734.27, Verordnung über elektrische Niederspannungsinstallationen (NIV)
Autor
Josef Schmucki

ist Projektleiter im Bereich Weiterbildung und Mitglied des TK 64.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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