Rückschau Eigenverbrauch , Erneuerbare Energien , Gebäudeautomation

Ästhetik und Solar­techno­logien im Einklang

Symposium Solares Bauen, 26. Sep­tem­ber 2023, Zürich

02.10.2023

An der fünften Austragung des Symposiums Solares Bauen am 26. September 2023 im Kongress­haus Zürich wurden einerseits aktuelle Heraus­for­de­rungen bei der gebäude­inte­grierten Photo­voltaik diskutiert und andererseits erfolgreiche Projekte vorgestellt – sowohl Neu­bauten als auch die Aus­rüstung beste­hender Gebäude mit Solar­fassaden. Präsentiert wurden Ergebnisse aus dem archi­tekto­nischen Ringen um Schönheit und Nachhaltigkeit, um eine gebäude­inte­grierte Energie­erzeu­gung mit visuel­lem Mehrwert und zusätz­lichen Funktionen wie Beschattung.

Ein span­nender Lösungs­ansatz, der im Holz­hoch­haus H1 auf dem Zwhatt-Areal imple­mentiert wurde, stand im Vortrag von Mathias Stocker im Zen­trum. Bei diesem Gebäude hat die Nach­haltigkeit eine hohe Priorität, was einerseits durch eine Holz-Beton-­Struktur mit reduziertem Anteil an grauer Energie erreicht wurde, und andererseits durch die horizontal vor den Fenstern angebrachten PV-Module, deren zweite Funktion die Beschattung ist. Durch den Entscheid, horizontale statt vertikale Solar­fas­saden­elemente anzubringen, konnte die aktive PV-Fläche vergrössert werden.

Eine Heraus­forderung bei der Umsetzung von Solarprojekten ist die jeweilige Situation zum Zeitpunkt, in der sich die Bauherrschaft dafür oder dagegen entscheidet. Der Architekt Martin von der Ropp illustrierte dies anhand der Wohn­über­bauung Zentrum Tödi in Horgen. Da der Strompreis damals zu niedrig war, wurde die fertig geplante Solarfassade der Siedlung aus Kostengründen abgelehnt. Sein Fazit: «Es reicht nicht, wenn man einen Wettbewerb gewinnt, es müssen auch die Rahmen­bedin­gungen stimmen.»

Sandro Infanger stellte anhand eines flexiblen Büro- und Labor­gebäudes in Allschwil vor, was unter­nommen werden muss, um höchsten Nach­haltig­keits­ansprüchen zu genügen. Beim Gebäude kann die graue Energie innerhalb einer Generation kompensiert werden. Dabei kommt es auch darauf an, woher die PV-Module kommen: Der Anteil an der grauen Energie des gesamten Gebäudes beträgt für asiatische PV-Module inklusive Unter­kon­struktion und Verteil­netz­anschluss rund 14%; werden hingegen Module aus europäischer Fertigung eingesetzt, lässt sich der Anteil auf 7% reduzieren.

Ein Höhepunkt des Events war die Präsentation des Winter-Plus­energie­hauses Sol’CH von Nadia Vontobel in Poschiavo, das dank Dach- und Fassaden-PV sogar im Winter einen Produk­tions­über­schuss erzeugt. Das Gebäude kann über seine Lebensdauer mehr Energie erzeugen, als für den Bau und den Betrieb nötig ist.

Das Symposium von Swissolar zeigte auf inspirie­rende Weise auf, welche Möglichkeiten existieren, um PV-Elemente ansprechend in neue und bestehende Gebäude zu integrieren und so einen Beitrag zur erneuer­baren Energie­erzeu­gung zu leisten. Das es noch einige Hürden auf dem Weg gibt, wurde ebenfalls klar, aber auch, dass es sich lohnt, sie zu meistern, denn schliesslich sind Solar­anlagen die einzigen Kompo­nenten eines Gebäudes, die in der Lage sind, Rendite abzuwerfen.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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