Wenn eine Kaffeemaschine zum Funkgerät wird
Forum für Elektrofachleute
Vielfältig sind die Neuerungen, mit denen sowohl Geschäftsführer von Elektrofachbetrieben als auch deren Fachkräfte konfrontiert werden. Allein die neuen CE-Richtlinien beeinflussen die Arbeit in den Betrieben nachhaltig. Die neuen Vorgaben ergeben u.a. wichtige Aufgaben in der Produktehaftpflicht. Es lohnt sich, die neuen Richtlinien genau zu studieren. Es könnte sonst teuer werden.
Durch die Digitalisierung können sich die Zuordnungen von Haushaltgeräten in der Normung ändern. Enthält z.B. die Kaffeemaschine eine Steuerung über Blue tooth, so gehört sie neu zur Kategorie Funkgerät mit den entsprechenden Bestimmungen. Diesbezüglich erörterte Jürg Rellstab auch die Wichtigkeit der Normungsarbeit. Dank ihr ist eine grössere Konformität gegeben und der Marktzutritt kann sich beschleunigen.
Dass sich die sorgfältige Vorbereitung im Produktverkauf lohnt, zeigt sich vor allem bei Rückrufaktionen. Sie sind teuer und kaum Image fördernd. Ein gut organisierter Kundendienst zahlt sich im Notfall aus, wie der Forumsleiter Peter Bryner anhand seines Praxisbeispiels darstellte.
Teilrevidierte NIV
Die NIV-Teilrevision wäre ein Tage füllendes Thema. Dies zeigte das Referat von Peter Rey. Der Rechtsspezialist des ESTI erörterte die Inhalte der Revision mit ihren vielen Aspekten. Die grundsätzlichen Punkte der Teilrevision sind Sicherheit, Fachkundigkeit (Bewilligungspflicht) und administrative Vereinfachung mit Mängelbehebungen. Gemäss Peter Rey soll die Eigenverantwortung der Berufsleute und Betriebe gefördert und gestärkt werden. Auch hier wird das kommende Jahr einige Änderungen bringen. Nach heutigem Stand dürfte die teilrevidierte NIV in der zweiten Hälfte 2017 in Kraft treten.
Pflicht zur Weiterbildung
Rund drei Viertel der Anwesenden befürworteten die Weiterbildungspflicht in ihrer Branche. Die Online-Umfrage
belegt ein hohes Qualitätsbewusstsein und bedeutet nicht zuletzt auch Schutz des Berufsstandes. André Sollberger vom VSEI, Ko-Organisator der Veranstaltung, erörterte die umfassenden Anpassungen in den Berufsfeldern. Auch gegenüber Ausbildungen und Fachhochschulen ist der Qualitätsanspruch hoch. Neu muss
sich jede Schule akkreditieren und wird vom VSEI geprüft.
Kleine Ursache, grosser Schaden
Inspektionen können durchaus Skurriles hervorbringen. Daniel Märki, Regionalleiter von Electrosuisse, zeigte auf, dass es sich lohnt, kleine Mängel sofort zu beheben und auch mal einen Schaltschrank zu öffnen. Er bewies, dass eine frühzeitige Mängelbehebung viel Geld und Ärger ersparen und die Betriebssicherheit massiv erhöhen kann. Auch die Frage nach dem sinnvollen Einsatz von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen hinter USV-Anlagen regte zum Nachdenken an.
Vorbeugender Brandschutz
Durch die Revision der NIN 2015, der VFK-Richtlinien und KBOB mit ihren Empfehlungen «Einsatz von Elektrokabeln » eröffnete sich ein weiteres, umfangreiches Feld für die Teilnehmer. Michael Sperlich von Dätwyler Cabling Solutions AG gab einen Überblick über die höheren Anforderungen an den Brandschutz, die Auswahl und den Einsatz von Kabeln. Auch hier lohnt es sich, sich über die besonderen Brandschutzanforderungen beim Hersteller zu informieren. Ab 1. Juli 2017 gelangen entsprechend der Bauprodukte-Verordnung gekennzeichnete Kabel auf den Markt.
Digitaler Wandel
Die Digitalisierung macht auch vor der Bau- und Immobilien- und schon gar nicht vor der Strombranche halt. Dies zeigte Peter Scherer von Amstein+Walthert auf. Mit BIM – Building Information Modeling – verdeutlichte er, dass die Nachfrage das Angebot bereits überholt hat. Die Akteure sind gefordert. Durch die Vernetzung wird die enge Zusammenarbeit vor allem zwischen Elektrofachleuten und Planern noch wichtiger. Auf EU-Ebene wurde der Einsatz von BIM in öffentlichen Bauten beschlossen. Eine entsprechende Regelung dürfte auch in der Schweiz nicht lange auf sich warten lassen.
Service Excellence
Produkte und Dienstleistungen werden immer austauschbarer. Der Geschäftserfolg wird vermehrt von der Servicefreundlichkeit eines Unternehmens abhängen. Christina Weigl, erfahrene Trainerin und Business-Coach, stellte die provokative Frage: «Sind Sie bereit für diese Herausforderung?» und brachte es gleich auf den Punkt: Kundenfreundlichkeit ist kein Schlagwort, sondern eine Haltung mit Wirkung auf den Erfolg.
Kommentare