Kurznachricht Energiemarkt , Smart Grid

Markt- und netzorientierte Nutzung von Flexibilitäten

Eine neue Dena-Studie zeigt zentrale Ansatzpunkte

Wie ein netz- und marktorientierter Einsatz von Speichern und anderen Flexibilitätsoptionen in Einklang gebracht und damit Netzausbau vermieden werden kann, ist der Inhalt einer Studie für die Deutsche Energie Agentur (Dena). Die Studie wurde von dem Beratungsunternehmen BET aus Aachen gemeinsam mit der Bergischen Universität Wuppertal und der Anwaltskanzlei BH&W für die Dena erstellt. In der Studie wurde herausgearbeitet, welche Massnahmen auf technischer und regulatorischer Ebene für eine erfolgreiche Umsetzung erforderlich sind.

«Nach unseren Ergebnissen, unter anderem aus der nun abgeschlossenen Dena-Netzflexstudie, sind es relativ wenige Situationen, in denen markt- und netzorientierter Flexibilitätseinsatz überhaupt in einem Konflikt stehen», so Dominic Nailis, einer der Autoren der Studie. Diese seltenen Konflikte müssten aber sicher – also verlässlich – aufgelöst werden, um ineffizienten Netzausbau zu vermeiden. Ein zukünftiger regulatorischer Rahmen sollte daher den unterschiedlichen Anforderungen der Netznutzer an die Verfügbarkeit einer Netznutzung Rechnung tragen und differenzierte Netznutzungsprodukte anbieten. Hierfür sieht die BET vier zentrale Ansatzpunkte:

Erstens sollte künftig zwischen flexiblen und nicht flexiblen Verbrauchern beziehungsweise Einspeisern unterschieden werden. Denn nicht jeder Netznutzer habe Flexibilitäten anzubieten.

Zweitens sollte dem flexiblen Netznutzer die Wahlmöglichkeit gegeben werden, ob er eine uneingeschränkte, unbedingte Netznutzung, also ein tatsächlich in jeder Minute des Jahres verfügbares Netz, auch tatsächlich benötigt. Viele flexible Netznutzer seien zu einer netzverträglichen Fahrweise bereit. «Sie können mit geringen netzbedingten Einschränkungen – einer bedingten Netznutzung – durchaus leben und dadurch durch sie selbst verursachte Netzprobleme vermeiden», schreibt die BET.

Drittens sollten Netznutzer angeregt werden, ihre Flexibilität netzdienlich einzusetzen, indem sie mit ihrer Fahrweise den Netzbetreiber unterstützen, durch andere Netznutzer verursachte Netzprobleme zu beseitigen.

Viertens schliesslich müsse der Netzbetreiber technisch und rechtlich in die Lage versetzt werden, die flexiblen Netznutzer mit bedingter Netznutzung auch im Bedarfsfall abzuregeln. Nur so könne er diese Flexibilität verlässlich einplanen. Hierzu bedürfe es einer Netzertüchtigung (in Richtung Smart Grid) und gegebenenfalls einer Anpassung des rechtlichen Rahmens.

Laut BET liefere die Studie einen wichtigen Diskussionsbeitrag zur Klärung der Rollen der verschiedenen Marktakteure im Hinblick auf die Nutzung von Flexibilitäten. Durch die Wahl einer unbedingten oder bedingten Netznutzung werde festgelegt, wer in welcher Situation Zugriff auf die Flexibilität habe und über deren Einsatz entscheide. «Auf Basis dieser Grundüberlegung können die verschiedenen Abteilungen der Unternehmen, insbesondere Vertrieb und Netz, schon heute Grundprinzipien ihres Zusammenwirkens im Smart Grid festlegen und Erfahrungen hiermit sammeln», schreibt die BET.

«Viele wichtige Erkenntnisse der Studie können auch auf die Schweiz übertragen werden, und zwar unmittelbar», so André Vossebein, Geschäftsführer der BET Suisse AG in Zofingen. Die Studie ist kostenlos abrufbar.

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