Rückschau Beleuchtung , Electrosuisse , Energieeffizienz

Lichtbedürfnisse stärker berücksichtigen

Tagung vom 30. Januar 2018 in Basel

30.01.2018

Der Umbau des Kongresshauses in Zürich sorgte dafür, dass das 8. LED-Forum am 30. Januar im Kongresszentrum Basel durchgeführt wurde. Keine schlechte Wahl, denn die knapp 600 Teilnehmenden profitierten von der offenen und vielfältigen Ausstellung sowie von Konferenzräumen, die ideale Bedingungen für die Präsentationen schafften.

Schon frühere LED-Forums hatten parallele Breakout-Sessions, die es ermöglichten, zielgruppengerecht und differenziert auf Informationsbedürfnisse einzugehen. Diesmal waren es sogar vier Sessions: Lichtplanung, Lichttechnik/IoT, Aussenbeleuchtung und Elektroinstallation.

Obwohl das Thema «Human Centric Lighting» bereits vor einem Jahr berücksichtigt wurde, stand es diesmal noch deutlicher im Zentrum. Einerseits mit der circadianen Beleuchtung, deren Farbtemperatur dem Tageslicht folgt, andererseits mit dem stärkeren Eingehen auf menschliche Lichtbedürfnisse. Heute beherrscht man die LED-Beleuchtungstechnik so gut, dass nicht mehr die Energieeffizienz im Vordergrund steht, sondern individuelle Ansprüche ans Licht. Dies war auch eine der Thesen im Einstiegsreferat von Mathias Wambsganss, Professor für Lichtplanung und Gebäudetechnologie an der Hochschule Rosenheim. Er betonte aber auch, dass diese Fokussierung auf Bedürfnisse einen interdisziplinären Ansatz erfordert, bei dem sich sozialpsychologische, medizinische und lichttechnische Ansätze gegenseitig ergänzen sollen. Zudem plädierte er nachdrücklich für den Einsatz des Naheliegenden: für das Tageslicht, das oft bei lichttechnischen Betrachtungen vernachlässigt wird.

Das Alter berücksichtigen

Anschliessend ging es ums Alter: Tran Quoc Khanh, Professor für Lichttechnik an der Technischen Universität Darmstadt, erläuterte, wie sich das Sehvermögen mit zunehmendem Alter verschlechtert, beispielsweise durch die altersbedingte Linsentrübung. Auch die spektrale Durchlässigkeit der Augenlinse hängt vom Alter ab. Zudem gibt es Verluste zwischen Auge und Gehirn: die Nervenimpulse kommen weniger stark im Gehirn an. Zusammen mit der abnehmenden Sehschärfe ergeben sich Herausforderungen, die sich unter anderem in der Verkehrsunfallstatistik wiederspiegeln. Um den gleichen Kontrast bei einem 65-Jährigen zu erreichen, brauche es doppelt so viel Licht. Khanh forderte deshalb helleres, aber zugleich blendfreies Licht für ältere Personen.

Die Belgierin Sabine De Schutter verlagerte die Diskussion ins Ästhetische. Sie befasst sich mit der Aufwertung von Orten und Plätzen durch eine gezielt gestaltete Beleuchtung, indem architektonische Aspekte von Gebäuden betont und farbliche Akzente gesetzt werden. Einige Beispiele aus ihrer Praxis illustrierten ihr Vorgehen: Einer Situationsanalyse folgt ein Konzept, mit dem aus ungemütlichen Plätzen einladende Situationen mit höherem Sicherheitsgefühl geschaffen werden.

Die Breakout-Sessions

Die vier individuellen Sessions gingen auf aktuelle Fragen des jeweiligen Publikums ein. Bei der Lichttechnik ging es darum, Möglichkeiten und Grenzen von Technologien aufzuzeigen.

Ein Vortrag befasste sich mit der Dali-Schnittstelle, mit der sich Tunable Light realisieren lässt. Dabei zeigten sich grosse Unterschiede zwischen Gerätetyp 6 und 8. Bei ersterem lässt sich die Farbe kaum kalibrieren und ein Dimmen in der eingestellten Farbe ist ohne Farbdrift nicht möglich. Marc Fonative von Bühler + Scherler AG gab Empfehlungen ab: Beispielsweise solle man die nicht-visuelle Wirkung des Lichts bei Projekten berücksichtigen und bei der Ausschreibung die Betriebsgerätetypen vorgeben. Auch die Inter­operabilität der Steuergeräte müsse sichergestellt werden.

Die Möglichkeiten des digitalen Lichts erläuterte Horst Rudolf von der Trilux-Gruppe. Grosses Potenzial bestehe noch bei der Vernetzung der Lichtsysteme untereinander in einem Gebäude sowie mit anderen Gebäudesystemen. Er plädierte für eine adaptive Beleuchtung, die die Bedürfnisse von Tablet- und Laptop-Nutzern an Arbeitsplätzen berücksichtigt. Verbesserungspotenzial sah er unter anderem im Installationsbereich, wo sich vieles automatisieren liesse, was heute noch manuell ausgeführt werden muss. Wenn Dali-Leuchten angeschlossen werden, könnten sie sich automatisch am Steuergerät anmelden und ihre Möglichkeiten kommunizieren, statt einer Programmierung von Hand. So liesse sich viel Installationszeit sparen.

In seinem Erfahrungsbericht ging Beat Hänni von der Post auf Fragen ein, die sich beim Dreischichtbetrieb stellen: Verbessert sich das Wohlbefinden von Mitarbeitenden, wenn man auf LED wechselt? Wie soll eine Tu­­nable-White-Beleuchtung konfiguriert werden? Zusammen mit der Hochschule Luzern werden solche Fragen zurzeit untersucht.

Die anderen Sessions befassten sich mit Lichtimmission in der Sportplatz- und Strassenbeleuchtung und mit Erfahrungen bei der verkehrsabhängigen Steuerung des Lichts. Elektroplaner und Installateure profitierten von Vorträgen zur Oberwellen-Netzverschmutzung durch LED, zu Anlaufströmen bei Grossinstallationen oder von Erfahrungen in Grossprojekten mit dem Ersatz von Leuchten durch LED-Retrofit.

Auch die Lichtplaner kamen auf ihre Rechnung mit Präsentationen zur Umsetzung des HCL in der Praxis, zum Building Information Modelling und zur Analyse der Kernaufgabe der Lichtplanung.

Abgeschlossen wurde das LED-­Forum durch Einblicke ins Advanced Human Centric Lighting, das Andreas Steinert von Osram vorstellte. Dieses geht über die Beleuchtung hinaus und umfasst auch Lichtlösungen in der Sensorik, in der Visualisierung und der medizinischen Behandlung. Beispiele vom Skisport und dem 24-h-Rennen von Le Mans zeigten die Einsatzgebiete entsprechender Lichtbrillen auf.

Das Finale bestritt der Lichtkünstler Gerry Hofstetter, der demonstrierte, wie man aus Ideen, Herausforderungen und viel Energie Emotionen schaffen kann.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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